Es ist ungefähr acht Jahre her, dass der Verfasser dieser Zeilen das erste Mal in Kontakt mit POWERWOLF kam. Im Osnabrücker Hyde Park spielten die seinerzeit noch weitgehend unbekannten Power Metaller im Vorprogramm von GAMMA RAY, und abgesehen vom putzigen Akzent von Sänger Attila, der rüschenhemdigen Performance und „Kiss Of The Cobra King“ geriet der Auftritt vor damals äußerst spärlich besetzten Reihen schnell wieder in Vergessenheit. Nichts, aber auch wirklich gar nichts deutete damals darauf hin, dass POWERWOLF acht Jahre und vier Alben später einer der am meisten diskutierten Metal-Acts hierzulande sein könnten.
Mit ihrem massentauglichen Mix aus Melodie, Bombast und Härte, mit ihrem kruden, inszenierten, klerikalen Image, vor allem aber mit ihren mitreißenden Liveauftritten haben sich die selbst ernannten Rumänen ein großes Following erspielt, das sie mit „Preachers Of The Night“ problemlos erweitern werden. Musikalisch scheut der Fünfer zwar jegliches Risiko – abgesehen vielleicht vom deutschsprachigen „Kreuzfeuer“ –, doch überzeugen die Songs in punkto Hitdichte, in Sachen Arrangements, in Sachen Abwechslung.
Wie gewohnt gibt es auf „Preachers Of The Night“ Einflüsse von RUNNING WILD, SABATON und HAMMERFALL zu hören, garniert mit Kirchenorgeln, gespickt mit Bombast, veredelt von einer drückenden Produktion. Und wo RUNNING WILD und HAMMERFALL längst in der Mittelmäßigkeit versunken sind und SABATON offensichtlich nur noch in einem einzigen Rhythmus musizieren können, offerieren POWERWOLF eine breite Palette, aufbauend auf gekonnter Theatralik – insbesondere bei den Orgelsounds und dank Sänger Attila. Mitreißendes („Amen & Attack“, Lust For Blood“), eine HELLOWEEN-Hommage („Secrets Of The Sacristy“), mal stampfend-bombastisch („Coleus Sanctus“), mal hymnisch („Sacred & Wild“) oder majestätisch („Kreuzfeuer“, „Last Of The Living Dead“) – POWERWOLF bewegen sich zwar auf altbekanntem Terrain, noch aber obsiegt die Spielfreude über die Routine. Fraglich allerdings, ob das Konzept in nahezu unveränderter Form noch über weitere Longplayer tragen wird.
FAZIT: Das allerdings sind Bedenken von morgen. Heute zählt „Preachers Of The Night“, und das bietet allen Fans starken Stoff, den Hardliner zwar wie gehabt als „Verballermannisierung des Metals“ verteufeln werden, der Fans der Band aber schlicht und ergreifend Spaß machen wird.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.07.2013
Attila Dorn
Matthew Greywolf, Charles Greywolf
Falk Maria Schlegel
Roel van Helden
Napalm Records
46:57
19.07.2013