BLACK SABBATH? Seit Ewigkeiten gefangen im Netz der Sänger-wechsel-dich-Intrigenspielchen. SOLITUDE AETURNUS? Viel zu unprofessionell, um noch mal ein Bein an die Erde zu kriegen. CANDLEMASS? Also bitte. Nein, auf dem Thron des traditionellen Doom Metals sitzt derzeit nur eine einzige Band: PROCESSION. Mit „To Reap Heavens Apart“ setzen die chilenisch-schwedischen Melancholiemeister ein Ausrufezeichen epischen Ausmaßes, ein Statement, das in einer gerechten Welt ähnliche Wellen schlagen würde wie die Werke einer selbsternannten Okkultband wie THE DEVILS BLOOD. Ohne derart zu polarisieren, versteht sich von selbst.
Aber da sich PROCESSION alleine auf ihre Musik konzentrieren und kein künstliches Image erschaffen, wird dieser Wunsch wohl auch Wunsch bleiben. Schade drum – doch dafür lieben die wenigen, die PROCESSION kennen, umso mehr. Während der „Trend“ – so man denn in diesem übersichtlichen Genre überhaupt von einem Trend sprechen kann – im Doom derzeit lautet, auch mal ein wenig über den Tellerrand zu schauen, auch mal Growls oder Uptempo-Parts einzustreuen, sind PROCESSION nur eines: Reiner Doom. Langsam. Zäh. Schwer. Episch. Melodisch. Erhaben. Schön.
Vier Tracks auf „To Reap Heavens Apart“ – namentlich „Conjurer“, „Death & Judgement“, „Far From Light“ und der Titeltrack – sind dermaßen intensiv, mitreißend und eindringlich, bieten derart monumentale Melodien, dass man konstatieren muss: Doom Metal kann man nicht besser zelebrieren als auf diesen vier Tracks. Punkt. Oder besser gesagt: 15 Punkte. Die tonnenschweren Riffs, das sparsame und doch effektive Drumming, die leidenden Vocals, die über alle Zweifel erhabenen Melodien – dieses Songquartett macht süchtig, es lässt vergessen, dass es im Doom-Bereich Bands gibt, die schon mal auf die Doublebass drücken oder Power-Metal-Einflüsse zulassen. Zum Teufel mit ihnen!
Dazu gesellt sich mit „Damnatio Memorae“ ein instrumentales Intro episch-melodischer Monstrosität, das lediglich den Haken hat, zu kurz ausgefallen zu sein. Einzig „The Death Minstrel“ will auch beim 20. Durchlauf nicht so recht zünden – ist aber unterm Strich meilenweit davon entfernt, medioker oder beliebig oder oberflächlich zu sein.
FAZIT: Viermal die Höchstwertung, ein Instrumental erhabenen Ausmaßes und einmal „nur“ ein gut – macht unter dem Strich das bisher intensivste Metal-Album dieses Jahres, das der Kritiker bislang zu Ohren bekommen hat. Das beste Album der ersten vier Monate ist es noch obendrein. Mit dem Kauf von „To Reap Heavens Apart“ tut man nicht nur einer unterstützenswerten, geradlinigen und grundehrlichen Band einen Gefallen, sondern auch sich selbst: Nahezu perfekte Musik ist selten. Hier gibt es sie.
Punkte: 14/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.04.2013
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High Roller Records
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03.05.2013