Nahezu zeitgleich zum überraschend starken neuen TRISTANIA-Album legt Morten Veland, der bekanntlich deren Gründungsmitglied war, das neue Album von SIRENIA vor. Und geht im direkten Vergleich unerwartet deutlich als Verlierer hervor. Nicht, dass "Perils Of The Deep Blue" ein wirklich schlechtes Album wäre, es ist nur nichts Besonderes. Geboten wird der klassische symphonische Gothic Metal mit altbekanntem Beauty-and-the-beast-Schema im Gesang, jeder Menge Streicher-Bombast vom Keyboard und den bandtypischen dicken Chören. Hübsche Melodien und ein ausgewogenes Maß an Eingängigkeit treffen auf oftmals verhältnismäßig harte Gitarrenriffs - alles wie man es aus dem Genre kennt.
Der Fehler steckt jedoch im Detail. Im bandeigenen Studio aufgenommen und von Veland selbst produziert, offenbart "Perils Of The Deep Blue" zunächst einmal einige Schwächen im Sound. Gitarren und vor allem die sterilen Drums klingen alles andere als natürlich und auch die Kombination mit den orchestralen Elementen und Chören klingt nicht wirklich gut. Der Sound hat keinerlei Tiefe, ist nur darauf ausgelegt, fett zu klingen und dadurch einfach nur flach und ohne jegliche Dynamik. Der zweite größere Kritikpunkt ist Sängerin Ailyn gewidmet. Mit ihrem piepsigem Gezirpe singt sich relativ erfolglos gegen die Soundwand, die Veland ihr vorsetzt, an und fängt besonders in hohen Passagen an zu nerven.
Velands Erfahrung in Sachen Songwriting resultiert in weitestgehend gefälligen, aber selten wirklich starken Songs. Das an AMORHIS erinnernde "Ditt Endelikt" erweist sich schnell als kleiner Höhepunkt einer ansonsten unspektakulären Scheibe. Die meist zwischen fünf und sechs Minuten langen Songs offenbaren Längen und auch beim fast 13-minütigen "Stille Kom Døden" gelingt kein wirklicher Spannungsaufbau. Andererseits macht man auch keinen Stinker aus, so dass man als Anhänger der Materie durchaus Gefallen finden kann - am reichlich kitschigen Artwork dagegen weniger.
FAZIT: Zwar müssen SIRENIA keinen Knockout durch TRISTANIA hinnehmen, verlieren aber deutlich nach Punkten. "Perils Of The Deep Blue" ist ein überraschungsarmes Album, mit dem man seinen Fans lediglich das gibt, was sie erwarten. Wem das reicht, der wird nicht enttäuscht, aber zwingende Kaufgründe sind nicht wirklich ersichtlich.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.07.2013
Ailyn, Morten Veland
Morten Veland, Jan Erik Soltvedt
Jonathan A. Perez
Nuclear Blast/Warner
67:44
28.06.2013