Wenn man dem zweiten Album der schwedischen Band AMALTHEA lauscht, so bekommt man einen guten Eindruck davon, wie die Band wohl live agiert: in sich versunken, auf die Bedienung ihrer Instrumente konzentriert und dabei nahezu regungslos. Zumindest wäre das passend zum sanften Postrock auf "In The Woods", der nur selten mal härtetechnische Ausbrüche in Richtung Postcore wagt. Diese Einleitung mag sich vielleicht ein bisschen negativ anhören, so soll sie aber nicht zu verstehen sein, denn auch wenn die Musik hier nicht unbedingt mit Dynamik glänzt, so gelingt ihr das in den vielen spielerischen Details, die sich in den sieben Stücken verbergen.
Die bringen es auf die stattliche Dauer von über 55 Minuten, was ein Beleg dafür ist, dass es hier nicht um Eingängigkeit geht, sondern um musikalische Tiefe und Atmosphäre. Die wird mit dem gleichermaßen effektiven, wie auch unaufdringlichen Spiel an den Saiten erreicht und das nicht nur an den Gitarren, sondern auch am Bass - man höre diesbezüglich nur mal die wunderschönen Bassläufe im eröffnenden "Rain". Kräftig in die Saiten gehauen wird eher selten, es dominiert das für Postrock typische perlende Spiel auf den Saiten. Wenn es dann doch mal härter zur Sache geht, dann mit auch mit Gebrüll, ansonsten herrscht heller Gesang vor, wie man ihn ganz ähnlich vom CULT OF LUNA-Nebenprojekt KHOMA kennt. Das i-Tüpfelchen auf dem betont unauffälligen Sound von AMALTHEA (auch das soll explizit keine Negativkritik sein) sind die jazzigen Einschübe mit Trompeten und Saxofon, wie man sie ähnlich vom letzten THE GATHERING-Album "Disclosure"-Album kennt.
AMALTHEA machen auf ihrem Album spielerisch alles richtig und es fällt nicht schwer, sich in die Musik fallen zu lassen und sie im Zustand geistiger Schwebe zu genießen. Die empfundene Gleichförmigkeit der Stücke nimmt man dabei auch nicht negativ wahr, in der Endabrechnung ist es aber eben dieser Faktor, der dafür sorgt, dass man "In The Woods" nicht als überragendes Album empfindet. Den Songs mangelt es an Alleinstellungsmerkmalen und Beweglichkeit, wenngleich die atmosphärische Starre durchaus auch ihren Reiz hat.
FAZIT: "In The Woods" ist ein toll gespieltes und mitunter wunderschönes Album, das sich prima zur Entspannung eignet. Nur ist der Chill-Faktor auf Dauer gesehen dann doch ein bisschen zu hoch angesetzt, um in Euphorie zu verfallen.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.04.2014
Jeremias Valsten
Simon Mellergardh, Per Skytt
Simon Mellergardh, Per Skytt
Erik Skytt
Erik Skytt (Klavier)
Moment Of Collapse/Broken Silence
55:25
31.01.2014