Neuer Stoff für die Klientel von "alternativem" Progressive Rock: Auf ihrer zweiten Scheibe schwimmen die Melbourner CLOSURE IN MOSCOW im Fahrwasser ihrer Landsleute KARNIVOOL, aber auch von COHEED AND CAMBRIA und immer wieder THE MARS VOLTA.
Letzteres stellen bereits die schrägen Texte in Aussicht, vor allem aber die anhaltende Unberechenbarkeit und im Speziellen vorneweg während "Pink Lemonade" ein Effekt auf der Stimme, den Cedric Bixler-Zavala ebenfalls mitunter verwendete. CLOSURE IN MOSCOW bieten aber weit mehr als Emulation, etwa das stop-and-go von "Neoprene Byzantine" mit beseelter Frauenstimme, viele fuzzy Riffs und subtile Elektronik ("Seeds of Gold", ein tänzerisch leichter Indie-Rocker, dessen Duktus "The Church of the Technochrist" später aufgreift) sowie lärmige Passagen, die den stringenten Eindruck leider ein wenig relativieren.
"That Brahmatron Song" wiederum lehrt den Post Rock das Swingen und Gospeln, während "Dinosaur Boss Battle" fantastische Arrangements und überlagerte Gesänge in die Wagschale schmeißt. Im Vergleich tönt das durchweg ruhige "Mauerbauertraurigkeit" verhältnismäßig konventionell, und "Happy Days" ist vergnügter Classic Rock mit Varieté-Show-Elementen. Am Ende geht noch nicht alles zur Gänze auf (höre das überflüssige Outro), aber "Pink Lemonade" ist nicht nur ein überdurchschnittliches Album, weil es bloß Gimmick-haft "neue" klingt, sondern weil es bei hinreichender Emotionalität eine Menge Aberwitz zu entdecken gibt.
FAZIT: Indie Prog, Modern Alternative oder was auch immer - CLOSURE IN MOSCOW sollte man auch als Fan von FAIR TO MIDLAND, 3 (THREE) und dergleichen unbedingt kennen. Die Australier verbinden zeitgenössisches Arschwackeln mit ein wenig Drama vom Schlage QUEENS und einer durchaus rebellischen Attitüde ... falls diese Beschreibung irgendwem zur Orientierung hilft.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.06.2014
Duncan Millar
Mansur Zennelli, Christopher de Cinque
Mansur Zennelli, Michael Barrett
Salvatore Aidone
Sabretusk
60:42
16.05.2014