Die NWOBHM hat so manche tragische Figur hervorgebracht. Musiker, die trotz bester Voraussetzungen in der Versenkung verschwanden, Bands, die niemals die Beachtung fanden, die sie verdient gehabt hätten, Karrieren, die durch Streitigkeiten oder windige Manager zerstört wurden. Auch CLOVEN HOOF passen in diese Aufzählung. Nach zahllosen Musiker-wechsel-dich-Spielchen und teilweise Soap-Opera-tauglichen Ränkespielchen ist von der Originalbesetzung nur noch Bassist Lee Payne übrig geblieben.
Mit „Resist Or Serve“ hat das Quartett eine ordentliche Scheibe auf die Beine gestellt, die insbesondere bei den Gitarrenmelodien Traditionalisten zufrieden stellen dürfte – zumindest, solange man kein Problem damit hat, dass der Sound eben nicht wie 1979 aufgenommen klingt. Beinharte Keep-It-True-Gänger werden nicht nur leidenschaftlich darüber diskutieren, ob der Name CLOVEN HOOF angesichts des Line-Ups noch angemessen ist, sondern auch, ob die eine oder andere Komposition nicht doch eine Spur zu modern tönt. Zwar sind, wie bereits erwähnt, die Gitarrenharmonien weitgehend den Klängen der NWOBHM verpflichtet, doch an mancher Stelle klingt „Resist Or Serve“ wie ein Bastard aus MYSTIC PROPHECY und alten IRON MAIDEN („Mutilator“). Sänger Joe Whelan macht weitgehend mit seinem hellen Organ eine gute Figur, übertreibt es jedoch manchmal („Austrian Assault“) mit pseudo-harten Schreien.
FAZIT: Man hat es zugegebenermaßen nicht leicht als Band, die – mit Unterbrechungen – bereits seit 1979 existiert. Entfernst du dich zu sehr von den Wurzeln, meckern die treuen Fans, klingst du 2014 immer noch wie 1979, wird es auch genügend Kritiker geben, die genau diese Tatsache schelten. Insofern haben CLOVEN HOOF mit „Resist Or Serve“ einen ordentlich Kompromiss geschafft: Das Album klingt in weiten Teilen so, wie eine NWOBHM-Scheibe klingen muss, es lässt aber genug Luft zum Atmen und zum verstohlenen Blick rechts und links des vorgegebenen Pfades. Insgesamt ein solides, aber kein herausragendes Album, dem am Ende ein paar mehr wirklich packende Hits wie „Deliverance“ oder „Anti Matter Man“ fehlen.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.06.2014
Lee Payne
Joe Whelan
Chris Cross, Joe Whelan
Jake Oseland
High Roller Records
48:20
06.06.2014