Verzweiflung, Depression, Düsternis – die üblichen Zutaten für ein Album, das die leisen Anwandlungen des Frühlings und hellere Aussichten mit eiserner Hand beiseite wischt – „Blood Eagle“ der britischen Drone-Doom-Walze CONAN ist eine musikalische Rasierklinge, die man seelisch Labilen besser nicht in die Hände drückt.
„Blood Eagle“ ist intensiv, langsam, mächtig, monolithisch – doch bei aller stoischen Intensität vergisst es das Trio nicht, dass man über eine volle Albumdistanz auch mal auf das Gaspedal steigen sollte, will man den Hörer nicht langweilen. So dreschflegeln CONAN in „Total Conquest“ wie eine räudige Thrash-Combo, gehen in „Foehammer“ mit irrwitziger Brutalität vor, legen mit „Gravity Chasm“ eine kleine Hymne vor – stets vorangetrieben von einem heiser und monoton bellenden Jon Davis, dessen Vocals die tongewordene Mut- und Freudlosigkeit sind. Wo andere Bands ihre Stück ausschmücken, anreichen, andicken, gehen CONAN extrem rudimentär vor. Gitarre, Bass, Drums, Gesang. Pardon, „Gesang“. Alles reduziert, bewusst simpel und basisch gehalten. Speck findet sich hier nicht, nur rohes Fleisch, bis auf den Knochen abgenagt, blutig, roh. Einfach archaisch.
FAZIT: In der Nische zwischen AHAB, SUNN O))), ELECTRIC WIZARD und BLACK SABBATH brennt ganz bestimmt kein Licht – aber im Dunkeln fühlen sich CONAN eh am wohlsten. „Blood Eagle“ ist vertonte Dunkelheit, der Lichtschalter, der nur auf „Aus“ steht, rudimentärer Heavy Metal, wie ihn Neandertaler gespielt hätten – wenn sie denn depressiv genug gewesen wären dafür.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.03.2014
Phil Coumbe
Jon Davis
Jon Davis
Paul O'Neil
Napalm Records
45:21
28.02.2014