Zurück

Reviews

Dread Sovereign: All Hell's Martyrs

Stil: Doom

Cover: Dread Sovereign: All Hell's Martyrs

Dass es Menschen und Musiker mit einer speziellen Ausstrahlung gibt, ist sicher unbestritten. Und jeder, der mal A. A. Nemtheanga mit einem seiner vielen Projekte wie PRIMORDIAL, BLOOD REVOLT, TWILIGHT OF THE GODS und nun DREAD SOVEREIGN erlebt hat, weiß, welche Aura den Mann umgibt. Dass er aber nicht nur Musiker, sondern immer noch auch Fan ist, merkt man, wenn er mit hochgereckten Fäusten im Publikum beispielsweise SATAN auf dem Hell Over Hammaburg feiert.

Und bei all seinen Bandbeteiligungen unterscheiden sich doch die musikalischen Visionen deutlich. DREAD SOVEREIGN sind nun eine pechschwarze Doom-Band, die nebenbei noch mit dem PRIMORDIAL-Drummer Simon O'Laoghaire und einem gewissen Bones an der Gitarre – nein, nicht der von DISCHARGE - mit zwei exzellenten Musikern besetzt ist. Neben seiner Stimme steuert Nemtheanga hier auch noch einen knochentrockenen Bass bei, der das Szenario unüberhörbar prägt.

„All Hell's Martyrs“ ist eine bestechende Platte geworden. Zwar sind die drei Songs der Debüt-EP hier nochmal enthalten, aber das Gesamtkunstwerk ist anders ausgefallen, da hier auch einige Soundkollagen die Titel verbinden und ein finsteres Monument erschaffen. Der Opener wirkt noch wie eine Horde bekiffter Langhaariger im Hippiecamp, handelt aber thematisch vom Massenmord an den Mitgliedern des Peoples Temple, einer Sekte um Jim Jones. Nebenbei erwähnt ein spannendes Thema, zu dem es eine Menge guter Dokumentationen gibt, die die Theorie vom Massenselbstmord zumindest deutlich ins Wanken bringen.

Wie ein Donnerschlag zerstört dann der unvermittelt einsetzende Bass alle Hippieträume und leitet unmittelbar in das bekannte „Thirteen Clergy“ über, ein monumentaler Doomsong, der schon jetzt eine Live-Hymne der Band ist. Auch wenn man musikalisch das Rad nicht neu erfindet, lässt der Gesang immer wieder erschaudern und erinnert in seiner leicht quakigen Art an einen fetten arroganten glatzköpfigen Mönch. Ein Bild, das das Live-Outfit der Band mit Kapuzen ein wenig unterstützt.

Aber DREAD SOVEREIGN haben mit den bekannten Songs keineswegs ihr Pulver verschossen, sondern haben beispielsweise mit „Cthulhu Opiate Haze“ einen perfekt betitelten Song, der als alter Doom der ST. VITUS-Schule erwacht und nach zehn Minuten im psychedelischen Rausch Marke HAWKWIND erlischt. Und man hält das Niveau auf Albumlänge, einzig das Zwischenspiel „The Devil's Venom“ ist ein wenig zu lang geraten, alle anderen neuen Stücke integrieren sich perfekt in die dunkle Welt der Band, die mit ihrer Musik, zwar nicht musikalisch, aber inhaltlich, direkt ins finsterste Mittelalter führt. Dazu passt auch der trockene Sound, der beabsichtigt roh und unmittelbar wirkt, wie die Faust auf's Auge.

Was bei DREAD SOVEREIGN die Mischung macht, ist die Melange aus bösartigem Doom, der sich mit okkultem Gedankengut paart – der Gehörnte muss mehr als einmal herhalten – und mit absoluter Leidenschaft vorgetragen wird. Bei allem perfekt imitierten klerikalen Grundton im Vortrag wirkt der Gesang nie aufgesetzt oder gar als Showelement. Wer Nemtheanga mit DREAD SOVERIEGN schon live erleben durfte, wird die finsteren Blicke gesehen haben, die er ins Publikum wirft.

FAZIT: Musikalisch abwechslungsreicher und finsterster Doom, inhaltlich Okkult-Rock: Eine perfekte Mischung für eine der wahrscheinlich besten Doom-Scheiben des Jahres.

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.03.2014

Tracklist

  1. Drink The Wine
  2. Thirteen Clergy
  3. Cthulhu Opiate Haze
  4. The Devil's Venom
  5. Pray To The Devil In Man
  6. Scourging Iron
  7. The Great Beast
  8. We Wield The Spear Of Longinus
  9. Cathars To Their Doom
  10. All Hell's Martyrs, Transmissions From The Devil Star

Besetzung

  • Bass

    Nemtheanga

  • Gesang

    Nemtheanga

  • Gitarre

    Bones

  • Schlagzeug

    Sol Dubh

Sonstiges

  • Label

    Ván Records

  • Spieldauer

    67:28

  • Erscheinungsdatum

    21.03.2014

© Musikreviews.de