Wenig Neues im Hause FREEDOM CALL: Die permanent gutgelaunten Happy-Metal-Barden aus dem Süden der Republik ziehen ihren Stiefel auch auf „Beyond“ gnadenlos durch. Fröhliche Melodien und überwiegend flottes Tempo bestimmen die Songs, die erneut zwischen Schlager und Heavy Metal auf Saccharin-Basis tendieren. Nachdem man zwischenzeitlich das eine oder andere musikalische Experiment gewagt hatte, schlägt man jetzt den Weg des Vorgängers ein und bewegt sich wieder deutlich mehr in Anfangsphase der Band zurück.
Textlich tun FREEDOM CALL dabei mehr als einmal so, als seien sie Krieger auf unerbittlichem Feldzug, besingen die „Knights Of Taragon“ oder das „Heart Of A Warrior“ – und schwingen musikalisch dazu die weiße Friedensfahne, die zudem mit Zuckerwatte und Hochglanzlack bestrichen ist.
Nein, das ist – wie bereits eingangs erwähnt – nichts substanziell Neues. Wie schon auf den letzten Alben gibt es dabei durchaus starke, powermetallastige Songs wie den relativ (relativ!) düsteren Titeltrack oder das flotte „Heart Of A Warrior“, die man so oder ähnlich auch von den anderen (so genannten) Power-Metal-Bands aus Deutschland, Schweden oder Italien hören könnte. Es gibt aber auch immer wieder diese furchtbaren Momente, wenn die Band einfach den Bogen komplett überspannt, Melodien ersinnt, die selbst in der Ballermanndisco morgens um fünf Uhr zu offensichtlich wären. Das hat nichts mit guter Laune zu tun – man verzweifelt angesichts des galoppierenden Tralala und Hoppsassa schlichtweg. Negativer Höhepunkt: Das komplett selbstironiefreie „Come On Home“, das – man muss es einfach so drastisch ausdrücken – widerliche Chöre, Keyboards und Melodien besitzt, zudem mit einem Text über „metal songs“ und „heavy sounds“ einen etwa so passenden Inhalt bietet wie Cola light in einer Flasche Brennspiritus. Und wenn in besagtem Song noch die Zeile „bang your head or die“ vorkommt, fragt man sich unweigerlich: Ok, wo ist die versteckte Kamera?
FAZIT: Chris Bay ist ein begnadeter Sänger, ein mitreißender Entertainer und ein sympathischer Frontmann. Er ist zudem ein ebenso begabter Songwriter – und zeigt das auch auf „Beyond“ wieder einmal nur in Teilzeit. Einigen starken Melodien und ordentlichen Songs stehen erneut zu viele Fremdschämmomente gegenüber. Wie wäre es stattdessen mal mit einer MOON’DOC-Reunion?
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.02.2014
Ilker Ersin
Chris Bay
Lars Rettkowitz, Chris Bay
Chris Bay
Rami Ali
Steamhammer/SPV
58:53
21.02.2014