Irgendwie logisch, dass der Titel des ersten Soloalbums von Gitarrist GUS G. (FIREWIND, OZZY) mit dem Wörtchen „ich“ beginnt. Der von sich selbst überzeugte Shredder hat sich auf „I Am The Fire“ keinerlei Konventionen unterworfen, einfach drauflos gespielt und jede Menge befreundeter Musiker zu Wort bzw. Gastauftritten kommen lassen.
Die Aussage „Es war immer nur ich“ ist zwar jetzt ein wenig aus dem Promo-Kontext gerissen, weil der Grieche auch noch die Aussage „Ich tat, was ich wollte, und spielte mit meinen Lieblingsmusikern, Freunden und Menschen zusammen, die ich bewundere“ hinterher schiebt, man wird aber den Eindruck nicht los, dass der Saitenhexer spätestens seit seiner Berufung in die OZZY-Begleitband über den Dingen schwebt. Der Qualität dieses Albums tut das freilich keinen Abbruch, und auch wenn GUS G. es bei manchem Solo mit der exzentrischen Saitenbearbeitung übertreibt, so finden sich auf „I Am The Fire“ jede Menge guter Songs, die dabei ein überraschend breites musikalisches Spektrum abdecken: Vom Classic-Rock-Song über den neoklassizistisch angehauchten Heavy Metal über Thrash-Anleihen und Metalcore-kompatible Refrains finden sich auf „I Am The Fire“ Dinge, die man vielleicht nicht unbedingt auf einem Soloalbum des FIREWIND-Gitarristen erwarten würde – die aber genau hier Sinn machen, denn eine weitere Scheibe im Stil seiner Hauptband würde unter seinem Banner ja nur sehr bedingt Sinn machen.
Genau so beeindruckend wie die Songs ist die Liste der Gastsänger und –musiker: Dave Ellefson (MEGADETH) und Billy Sheehan (MR. BIG) vertreten die Bassisten-Front, Daniel Erlandsson (ARCH ENEMY) trommelt auf zwei instrumentalen Songs, und noch mehr Aufsehen erregt die Sängerauswahl: Michael Starr (STEEL PANTHER), Jeff Scott Soto, Tom S. Englund (EVERGREY), Mats Levén (MALMSTEEN, THERION, CANDLEMASS) oder Blake Allison (DEVOUR THE DAY) übernehmen für einen oder mehrere (Mats Levén) Songs das Gesangsmikro – und erfreulicherweise schafft es der Maestro, den jeweiligen Gästen wirklich einhundertprozentig passende Songs auf den Leib zu schreiben.
FAZIT: Großes Ego hin oder her: „I Am The Fire“ bietet abwechslungsreiche und hochkarätige Hardrock- und Metalkost, die teilweise überraschend modern klingt, weit über das ansonsten übliche Spannungsfeld des umtriebigen Gitarristen hinausgeht und die eine breite Hörerschaft ansprechen sollte.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.03.2014
Gus G., Marty O’Brien, David Ellefson, Billy Sheehan
Mats Levén, Alexia Rodriguez, Blake Allison, Jacob Bunton, Michael Starr, Jeff Scott Soto, Tom S. Englund
Gus G.
Jeff Friedl, Daniel Erlandsson
Century Media
46:45
14.03.2014