Aage André Krekling und Simon Larsen, die einzigen festen Mitglieder von ISKALD, sind ziemlich weit oben im Norden Norwegens beheimatet. Die Provinz trägt den passenden Namen Nordland, der größte Ort Bodø hat etwa 50.000 Einwohner, die Durchschnittstemperatur dort beträgt 4,5°C. ISKALD heißt übrigens "eiskalt".
Im Vergleich zum Vorgänger "The Sun I Carried Alone" (2011) setzt "Nedom og Nord" weniger auf Aggression und mehr auf Epik. Keiner der 6 neuen Songs geht unter 7 Minuten durchs Ziel, der abschließende Titelsong bringt es sogar auf über 10 Minuten. Man hört dem Album an, wieviel Arbeit in den erstaunlich dicht gewebten Soundteppich gesteckt wurde – so dicht gewebt, dass die klirrende Kälte, die der Bandname verspricht, trotz zahlreicher frostig-erhabener Leads nicht ganz rüberkommt. Stellenweise klingt der Mix geradezu warm. Dafür lässt sich jedes Instrument klar heraushören, an jeder Ecke gibt es Details zu entdecken. Auf keinem ISKALD-Album wurde bisher so deutlich, was für extrem talentierte Musiker Krekling (Schlagzeug) und Larsen (alles andere) sind. Einzig Larsens Stimme kann nicht mit dem Rest mithalten, dafür ist seine Leistung auf "Nedom og Nord" zu wenig variiert.
Textlich sind ISKALD eher in der Mythologie und der norwegischen Landschaft als im Satanismus verankert, das hatten sie schon immer mit IMMORTAL gemeinsam. Nun orientieren sie sich auch musikalisch an ihren Landsleuten, vor allem an deren Meisterwerk "At the Heart of Winter" (1999). Musikalisch sind die Black Metal-Monumente von ISKALD deutlich vielschichtiger, allerdings begeht das Duo einen Fehler, den IMMORTAL auf ihrem ausschweifendstem Album vermieden haben: Krekling und Larsen verlieren sich in ihrem Spiel, was für den Hörer zu einer ziemlichen Herausforderung werden kann.
"A Fading Horizon" ist dank einer halbwegs erkennbaren Songstruktur noch am zugänglichsten, danach wird es stellenweise sehr schwer, den Überblick zu behalten. ISKALD hätten auch einen einzigen sehr langen Song aufnehmen können, anstatt das Album durch 6 zu teilen. Es hätte kaum einen Unterschied gemacht. Einprägsame Refrains und mitreißende Riffs, die es auf früheren Veröffentlichungen gab und die einem die Sache hier einfacher machen würden, gibt es nicht. "Nedom og Nord" ist ein anspruchsvolles Album für Hörer, die bereit sind, viel Zeit und etwas Mühe zu investieren, ohne dafür mit viel mehr als beeindruckender spielerischer Virtuosität belohnt zu werden.
FAZIT: Erhaben und sperrig, aber das macht noch kein Meisterwerk.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.01.2014
Simon Larsen
Simon Larsen
Simon Larsen
Simon Larsen
Aage André Krekling
Indie Recordings
50:00
13.01.2014