„Mit einem Fuß stehe ich mitten in der Gosse, doch mit dem anderen Fuß trete ich an die Himmelstür!“ - ein vortrefflicher Start für ein Album, dem mindestens zwei bemerkenswerte Fakten zugrunde liegen. Der eine liegt bereits in der Tatsache, dass sich hinter JONNY TWO BAGS der Gitarrist von SOCIAL DISTORTION verbirgt. JONNY WICKERSHAM, der also einer bekannten Punk-Rock-Band angehört, aber auf seinem Solo-Album eine Mischung aus Folk, Country, Rock präsentiert, überrascht mit „Salvation Town“ garantiert alle Fans von SOCIAL DISTORTION und verunsichert oder enttäuscht sie gar mit diesem Album, das zwar viele Musikrichtungen in sich vereint, aber keinen Punk. Hier kommen stattdessen die Freunde der EAGLES oder POGUES oder von TOM PETTY auf den Geschmack.
Fakt Nummer zwei dreht sich dann eher um jemanden, der die Himmelstür bereits aufgestoßen hat - denn als Wickershams Freund, DENNIS DANELL im Jahr 2000 im Alter von 38 Jahren an einem Schlaganfall verstarb, übernahm Wickersham dessen Punk-Rock-Platz. Doch sein erstes Solo-Album offenbart uns allerdings, dass seine Wurzeln wohl in anderen Musik-Äckern wuchern.
Wenn überhaupt etwas punkig an „Salvation Town“ ist, dann noch immer Jonnys Stimme, die besonders interessant klingt, wenn beispielsweise auf „Ghosts“ eine deutlicher Schlenker Richtung irischer Pub-Punk-Pop der Marke POGUES eingeschlagen wird oder er auf „Avenues“ ein tolles Country-Duett mit der Award-ausgezeichneten Sängerin GABY MORENO hinlegt.
„Alone Tonight“ ist eine herzerweichende Ballade, die einem fast die Tränen in die Augen treibt und uns an diverse Besuche im „Hotel California“ erinnert, wobei besonders schön der überraschende Bläser-Abschluss ist, der natürlich gleich zusätzliche Fixpunkte Richtung balladesker CHICAGO festzurrt.
Sogar das große Finale mit „The Way It Goes“ überrascht noch, weil es wie der nachträgliche Versuch von Wickersham klingt, heimlich noch einen Song auf TOM PETTYs „Wildflowers“-LP unterzubringen.
FAZIT: Für alle Fans von SOCIAL DISTORTION wird „Salvation Town“ eine faustdicke Überraschung und zugleich handfeste Enttäuschung sein - allen aber, denen Folk-Rock und schöne Melodien am Herzen liegen, wie sie ein TOM PETTY schon seit geraumer Zeit zu bieten hat, sei ein Besuch in dieser „Stadt der Erlösung“ dringend empfohlen.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.06.2014
Brent Harding, Zander Schloss
Jonny Wickersham, Jackson Browne, Gaby Moreno, Julie Miller
Jonny Wickersham, David Lindley, David Hidalgo + Jr., Greg Leisz
Danny McGough
Pete Thomas
Joel Guzman (Akkordeon)
Isotone Records / Alive
37:41
02.06.2014