Wow!?
Was bitte soll ich von einem Musiker halten, der im ersten Satz des Promo-Begleitzettels folgendermaßen angekündigt wird: „JORDAN KLASSEN ist ein Leitbild für die Peter-Pan-Generation: eine beruhigende Stimme, die für die Lost-Generation des neuen Milleniums spricht.“?
Das klingt doch eher nach der Ankündigung für einen Walt-Disney-Film mit traurigem Ausgang statt Happy End.
Und um es gleich vorwegzunehmen - der Ausgang dieses Albums ist wirklich traurig, denn er verbindet oft weinerlichen Gesang und einfallslose Melodien mit eintöniger Singer-Songwriter-Mentalität.
Diese Kombination aus Folk, Country etwas Rock und viel Pop klingt einfach nicht so erwachsen wie bei einem SUFJAN STEVENS oder RYAN ADAMS, sondern steckt noch in den Kinderschuhen, welche unsicher durch die Singer-Songwriter-Landschaft stolpern und dabei einige Fettnäpfchen mitnehmen.
Auf „Repentance“ hat sich JORDAN KLASSEN viel vorgenommen.
Fast alle Instrumente (Gitarren, Bass, Tasten-, Blas- und Schlaginstrumente) spielt er selber ein und auch sein Gesang klingt anfangs angenehm, fast zärtlich, einschmeichelnd. Doch nach spätestens zwanzig Minuten stellt sich beim Hören der CD Ernüchterung ein. Trompeten klingen nach volkstümlichen Schlagerweisen, Klassen beginnt sogar wie ein Hans-guck-in-die-Luft zu pfeifen, das man Angst bekommt, ein Dieter Bohlen hätte bei der Musik mit Hand angelegt. Dann beginnt die immer wieder auftauchende, ewig gleich klingende Ukulele zu nerven, welche den Songs eine Prise Country verpasst. Eine Melodie ähnelt der anderen und die Pedal Steel setzt weitere Cowboy-Mentalitäten um. HaHaHas und BumBumBums folgen wie selbstverständlich dieser unangenehmen Richtung musikalischen Einklangs, um am Ende als ruhige Ballade zugekleistert zu werden.
Klassen nennt die Absicht hinter seiner Musik ein „Zu-sich-selbst-finden“, doch er verliert sich dabei in oberflächlich klingender Harmlosigkeit. „Repentance“ pappt wie eine selbstklebende Briefmarke auf dem Liebesbrief an eine längst verflossene große Liebe, die man um Verzeihung bittet und sich dabei nicht zu schade ist, die billigsten Klischees auszubreiten.
Am Ende bleibt nur ein FAZIT übrig: Wenn entspannte Musik-Langeweile einen Namen hat, dann JORDAN KLASSEN! Ein junger Musiker mit viel Talent, aber deutlich zu wenig Mut, Musik zu schaffen, die, außer gepflegter Anpassung an hymnisch-musikalische Ruhepole, etwas Bleibendes hinterlässt. Allerdings könnte bei so viel Begabung bereits der Nachfolger von „Repentance“ eine große Überraschung werden! Hoffentlich!
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.10.2014
Jordan Klassen
Jordan Klassen, Jocelyn Price, Katy Postlethwaite
Jordan Klassen
Jordan Klassen
Jordan Klassen, Conrad Dykman
Nick Koole (Trompete), Colin Nealis (Viola), Jordan Klassen (Posaune, Omnichord)
Nevado Records / Rough Trade
45:47
17.10.2014