KISS, das ewig streitbare Phänomen, bringen quasi zur Feier des Einzugs in die Rock & Roll Hall Of Fame, nicht zu vergessen natürlich anlässlich vierer Jahrzehnte im Zeichen von Make-up (einstweilen nicht), Skandälchen (inszeniert oder echt) und vor allem feinster Pop-Rock-Mucke ungeachtet der fragwürdigen Qualitäten der Mitglieder eines ihrer nicht einmal so inflationär erschienenen Best-Of-Alben auf den Markt. Das Konzept dahinter? Ein Song pro Veröffentlichung muss reichen, und die Auswahl ist gar nicht mal so offensichtlich.
Immerhin werden neben den unzähligen Gassenhauern Stücke der Solo-Alben der Mitglieder herausgehauen: "Radioactive" (Gene) und "New York Groove" (Ace), "You Matter to Me" (Criss) sowie "Hold Me, Touch Me" (Stanley) stellen im direkten Vergleich mit den Konsens-Tracks zwar nur Fußnoten dar, sprechen aber für das ganzheitliche Verständnis einer Band, die live aufgrund ihrer Show eher mal nicht spontan die Setlist umwälzt.
Ein weiteres Plus sind nicht wenige Standards in alternativen Versionen, meistens eben von irgendeiner Bühne gezogen, wobei "Deuce", "Crazy Crazy Nights" und "Cold Gin" in bislang angeblich "unreleased commercially"-Liveversionen vertreten sind. Das Gros bleibt gleichwohl natürlich in Album- oder Single-Versionen enthalten, doch das 1977er Demo des Teenie Rockers "Reputation" dürften tatsächlich nur Bootleg-Fanatiker irgendwoher bezogen haben.
Besser verdichtet bekommt man KISS vermutlich nicht zu kaufen, und das Ganze wurde zudem mit einem hübsch bebildertem Booklet versehen. Darf man als absoluter Neuling haben, während der Kenner weiterhin in die Röhre schaut wegen so penetranter, wenn auch wertig aufgezogener Nachlassverwaltung.
FAZIT: Jede Wette, KISS werden auch in 100 Jahren noch existieren, da sie längst über die Köpfe dahinter hinaus ein Eigenleben als Marke oder was auch immer entwickelt haben "40 Years" zeugt von einem nicht immer glänzenden, aber trotzdem bunten Vermächtnis und zielt fast zu gleichen Teilen auf Insider wie Novizen ab. Wer es ganz derbe mag, macht sich selbst mit dem nur in den USA kaufbaren 34-LP-Komplettset arm, aber davon abgesehen mal ehrlich, Freunde: kein "Black Diamond"?
Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.06.2014
Gene Simmons
Gene Simmons
Paul Stanley, Vinnie Vincent, Mark St. John, Bruce Kulick, Tommy Thayer, Ace Frehley
Eric Singer, Peter Criss, Eric Carr
Mercury / Universal
76:32 + 74:55
09.05.2014