Musik, die irgendwie neuartig klingt, bekommt man heutzutage nicht allzu oft zu hören. Insofern machen KISSIN' BLACK aus der Schweiz auf ihrem Debütalbum "Heart Over Head" schon mal einiges richtig. Wo andere Bands höchstens mal einen akustisch gehaltenen Song in die Runde werfen, hat das Quartett seinen kompletten Bandsound auf nicht-elektrische Gitarren ausgelegt. Das Ergebnis ist eine Art akustischer Gothic Rock mit Einsprengseln aus Blues und Country à la The BossHoss.
Rein instrumental funktioniert das dann auch ganz gut. Ihr Sound klingt auch in den ruhigeren Stücken nicht nach Lagerfeuerromantik, sondern rockt durch das Schlagzeug vergleichsweise straight nach vorne. Die Songs selber sind eingängig und klar strukturiert, die Melodien natürlich in Moll gehalten, ohne aber besonders melancholisch zu sein. Dadurch bleibt das Material radiotauglich und hat keinen ausgeprägten Tiefgang. Da kann es dann auch schon mal passieren, dass ein Sender wie RTL2 einen Song für eine seiner unsäglichen Dokusoaps verwendet. Zugegeben, das war ein Stück von der Vorgänger-EP, aber da werden KISSIN' BLACK auch nicht sonderlich anders geklungen haben.
Das Problem bei KISSIN' BLACK ist letztlich ein anderes und das ist beim Gesangsvortrag von G. Mastrogiacomo zu finden. Nicht, dass der Herr nicht singen könnte, seine dunkle Stimme passt auch gut zur Musik. Störend ist viel mehr die teilweise völlig übertriebene Phrasierung, die in Kombination mit dem Akzent, der wohl der italienischen Herkunft des Sängers geschuldet ist, dafür sorgt, dass man den Gesang recht schnell nervig findet. Und wenn das dann noch mit fire/desire-Reimen oder Textzeilen wie "sex is a drug and a rock is a roll" kombiniert wird, wird es mitunter echt schlimm. Allgemein triefen die Lyrics nur so von romantischen Klischees, sei es, wenn einer gewissen "Ella-Marline" gehuldigt, in "Marrakech" der geheimnisvolle Dialekt einer Dame besungen oder einer verflossenen Liebe nachgetrauert wird. Die Schlichtheit dieser Texte nimmt den Songs dann wirklich jegliche Substanz. Auf der anderen Seite soll dem Hörer zudem ein gewisses Latino-Temperament vermittelt werden - dass man zu diesem Zweck aber W.A.S.P.s "Wild Child" verhunzt, ist unverzeihlicher Frevel.
FAZIT: Der Versuch von KISSIN' BLACK, etwas Neues zu machen, geht nicht komplett in die Hose, hinterlässt aber aus den genannten Gründen einen so faden Beigeschmack, wie ein billiger Rotwein.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.11.2014
S. Stomeo
G. Mastrogiacomo
R. Meyer
Dr. Spiga
Motor/H'art
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31.10.2014