Mal wieder so eine Kritik, die man mit einem FAZIT beginnen sollte: Ein todlangweiliges akustisch-visuelles Musikdokument!
Dieses Amsterdamer Konzert aus dem Jahre 2009 ist nichts weiter als die pure gähnende Langeweile, erzeugt durch ein programmiertes MacBook, einen träge auf seinem ROLAND rumspielenden KLAUS SCHULZE und einer in ein elektronisch verfremdetes Mikro „singende“ - oder wohl doch nur verhallte Töne erzeugende - LISA GERRARD! Visuell dürfen wir dabei ein blaustichiges Bild bewundern, das manchmal mehrfach gespiegelt wird und plötzlich ein dreifacher Schulze trotzdem nur die einfache Musik oder eine dreifache Gerrard das einseitige Arien-Tralala darbieten. Zum Glück kommt die DVD nur in Stereo-Ton daher, sodass man sich nicht darüber ärgern muss, diesen seltsamen Singsang mit Moog- & Synthieflächenbegleitung auch noch über mehr als zwei Lautsprecher ertragen zu müssen.
Seit geraumer Zeit stellt sich im Grunde vielen Schulze-Fans die Frage, was uns der gute Klaus eigentlich musikalisch mit dieser komischen Kombination aus elektronischer Oper sowie opernhafter Elektronik sagen will. Vielleicht ist er ja Fan von DEAD CAN DANCE gewesen, aber muss er deswegen unbedingt deren Sängerin auch noch zur sakralen Operndiva werden lassen, die seine elektronischen Klangflächen mit Tönen zukleistert, welche alle Electronics in den Hintergrund stellt und klangbreiig verschwinden lässt?
Dieses Amsterdamer Konzert ist nach dem ersten Warschauer Konzert im Grunde der Beweis, dass dieses seltsame Duo nicht wirklich funktioniert, sondern eher wie eine in die Jahre gekommene Ehe klingt, in der Gatte und Gattin nur noch nebeneinanderher leben, statt sich wirklich noch zu ergänzen.
Am Ende spricht auch noch die Gerrard fast predigend ein Dankeschön an das holländische Publikum aus, bei dem sich der Eindruck vermittelt, sie wäre irgendwie nicht von dieser Welt, sondern hätte zu lange im Esoterik-Kurs eines Erhellungs-Gurus gesessen.
Ein einziger Titel ist wirklich bemerkenswert auf diesem Konzertmitschnitt: „Hieronymus“! Auf ihm hört man genau das, was früher mal der „alte Musik-Schulze“ war, der heute nur noch als alter „neuer Musik-Schulze“ ein Konzert lang das mit dem Publikum anstellt, was der 6. Titel dieses Auftritts verkündet: „Leiden“!
Aber auch die zweite DVD ist mehr Ärgernis als Genuss!
Auf der „Moogumentary II“ gibt es so eine Art „Making Of“ der Konzert-Tour zu bewundern, bei der natürlich Konzert- und Studio-Ausschnitte, das Aufbauen der Technik, Impressionen von Amsterdam und vieles mehr nicht fehlen. Der Witz an der Geschichte ist aber, dass darauf auch Klaus Schulze über seine Musik spricht - in einem seltsam akzentuierten Englisch, das noch nicht einmal eine Übersetzung als deutsche Untertitel erhielt. Verkehrte Welt eben!
Abschließendes FAZIT: Wenn der Klaus mit der Lisa Musik macht, dann kommt nicht viel mehr dabei heraus, als eine seltsame Vereinigung aus opernhafter, weltmusikalischer Hall-Gesang und langweilige elektronische Musik, die wie ein Nebelschleier langsam durch den Raum kriecht.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.09.2014
Lisa Gerrard
Klaus Schulze
MIG Music
184:00
19.09.2014