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Knorkator: We Want Mohr (Luxus-Edition)

Stil: Rock

Cover: Knorkator: We Want Mohr (Luxus-Edition)

Vermutlich haben KNORKATOR nicht darauf spekuliert, doch es ist passiert: Der Titel ihres neuen und zweiten Albums nach der Wiedervereinigung (der Band natürlich) beschwor ein Skandälchen herauf, da er rassistisch sei, doch schenken wir der politisch überkorrekten Fraktion keine weitere Aufmerksamkeit und gehen in medias res: Mit "We Want Mohr" erscheint in mehreren Formaten, wobei diese CD/DVD-Kombination auch optisch ein Highlight darstellt, wurde mit Ex-POTHEAD-Trommler Sebastian Mayer sowie einigen Gastmusikern eingespielt (unter anderem Geigerin Ally Storch, bekannt vor allem durch ASP und HAGGARD) und enthält drei Adaptionen aus Heinrich Hoffmanns "Struwwelpeter", nämlich das getragene,dank Klarinette leicht kammermusikalische "Robert", "Konrad" und "Friederich" (düsterer, etwas synthetischer Orgler).

Das feierliche Intro "Hymne" und der instrumentale Abschluss "Adé" bilden eine Klammer ums große Ganze, in dem das Piano eine tragende Rolle einnimmt, vielleicht sogar häufiger als je zuvor. Midtempo-Metal bis Modern Rock bestellt wie gewohnt inklusive allerlei schrulliger Zusätze den Rest, beispielsweise in Form von "Zoo" (Tiernamen aufgezählt), dem erwähnten "Konrad" und dem heiteren Laut-Leise von "L" (na, wofür steht die Abkürzung?) oder dem Kritik übenden, überkandidelten "Fortschritt".

Den besten Text hat mit dem operettenhaften "Victorious" allerdings ein englischsprachiges Stück. Die verhältnismäßig ernste Ballade "Ich geb es auf" markiert einen Ausreißer, wohingegen der Elektro-Versatz "Antwort" unter ähnlichen stilistischen Vorzeichen wie Gothic-Verarsche anmutet. Das Cover von "Breaking The Law" als Piano-Lamento ist ganz nebenbei eine der schlausten PRIEST-Neuinterpretationen überhaupt, und das mit BELL, BOOK & CANDLEs Jana geschriebene "Time To Rise" rundet den bunten, wie gewohnt unvorhersehbaren Reigen ab.

Der Clou dieser Version des Albums ist die zusätzliche DVD mit satten 34 Live-Stücken aus Spandau und Berlin von 2012 beziehungsweise 2011. Die Chose dauert über zwei Stunden lang und unterstreicht genauso wie "We Want Mohr", dass KNORKATOR nicht nur grenzwertige, aber nie niveaulose Unterhaltung bieten und längst ein Gesamtkunstwerk sind, das sich mit keiner anderen (deutschen) Band vergleichen lässt.

FAZIT: Mit dem Holzhammer hauen KNORKATOR längst nicht mehr ins Feuilleton, denn das haben sie mit ihrer Mischung aus Riff-Rock, Comedy, verhaltenem Dadaismus sowie E-Musik-Elementen überhaupt nicht nötig. "We Want Mohr" ist vor diesem Hintergrund subtile Kunst, die man in Deutschland nicht so bezeichnet, sobald sie Spaß macht. Die offensichtlichen Reißer fehlen, aber diese Gruppe sollte man sich sowieso zuallererst live genehmigen.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.01.2014

Tracklist

  1. Hymne
  2. Zoo
  3. L
  4. Antwort
  5. Konrad
  6. Fortschritt
  7. Ich Geb Es Auf
  8. Robert
  9. Victorious
  10. Breaking The Law
  11. Friederich
  12. Time To Rise
  13. Adé
  14. Intro
  15. Franz Hose
  16. Klartext
  17. Schmutzfink
  18. Arschgesicht
  19. Extrawurst
  20. Du Bist Schuld
  21. Refrang
  22. All That She Wants
  23. Buchstabe
  24. Konflikt
  25. Ma Baker
  26. Alter Mann
  27. Ich Will Nur Ficken
  28. Ich Lass Mich Klonen
  29. Böse
  30. Ich Bin Ein Ganz Besond'rer Mann
  31. Es Kotzt Mich An
  32. Eigentum
  33. Du Nich
  34. Kurz Und Klein
  35. Kinderlieb
  36. Wir Werden Alle Sterben
  37. Warum
  38. Der Ultimative Mann
  39. Schwanzlich Willkommen
  40. Verflucht Und Zugenäht
  41. Ick We Zun Schwein
  42. Bleib Stehn
  43. Highway To Hell
  44. Weg Nach Unten
  45. Ain't Nobody (Knorkator 2011)
  46. Auf Dem See
  47. Fans

Besetzung

  • Bass

    Rajko Gohlke

  • Gesang

    Stumpen, Alf Ator

  • Keys

    Alf Ator

  • Schlagzeug

    Sebastian Meyer

Sonstiges

  • Label

    Tubareckorz / Rough Trade

  • Spieldauer

    51:00

  • Erscheinungsdatum

    17.01.2014

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