Es ist nicht allzu schwer, zu erraten, was für eine Musik eine Band mit dem Namen MOON COVEN spielt. Die Schweden haben offenbar einen Generator benutzt, der aus vermeintlich hippen 70er-Begriffen neue Bandnamen kreiert. Das passt natürlich prima zum rauchgeschwängerten, psychedelischen Stoner-Doom-Sound, den der Fünfer auf seiner Debüt-EP "Amanita Kingdom" zelebriert. Mit knapp 35 Minuten ist die Scheibe zwar länger, als so manches "echtes" Album, aber es wird ausdrücklich von einer EP gesprochen.
Ob die 2012 gegründete Band damit bloß auf den Trendzug aufspringen will, sei dahingestellt, allzu abwegig ist die Vermutung sicher nicht. 70er-Sounds, drei Gitarren, mystische Aura - das kennt man inzwischen zur Genüge. Zumindest aber singt hier keine Frau. Vier der fünf Songs sind irgendwas um die sieben bis acht Minuten lang, es wird also ausgiebig dem Stilmittel der Repetition gefrönt und man ergeht sich in mal mehr, mal weniger ausladendem Solieren und Jam-artigen Passagen. Das ergibt natürlich ein recht dichtes Soundgewebe, bei dem der kratzig-höhenlastige Sound ab und an ein bisschen unangenehm wirkt. Das Dröhnen, das MOON COVEN erzeugen, ist aber über weite Strecken eher sanfter Art, was auch daran liegt, dass die Riffs mitunter beschwingt und melodisch sind. So richtig finster geht es bei den Herren also nicht zu. Dass der Gesang von David Leban gerne mal mit Effekten versehen wird und im Mix etwas weiter hinten steht, ist gewöhnungsbedürftig, immerhin hat er in "Amanita Kingdom" ein paar Gesangslinien auf Lager, die entfernt an ALICE IN CHAINS erinnern.
Das abschließende "We Were Conquerors" ist weitestgehend akustisch gehalten und verbreitet dadurch noch stärker klassisches 70er-Flair, weil MOON COVEN aber trotz der doomig-sludgigen Grundausrichtung über weite Strecken recht chillig agieren, passt auch dieses Stück ins Gesamtkonzept. Um sich zu etablieren, sollte aber in Zukunft mehr Wert auf das Songwriting gelegt werden, denn für langanhaltende Begeisterung reicht konstantes Wabern nicht aus.
FAZIT: "Amanita Kingdom" ist keine schlechte, aber auch keine herausragende Veröffentlichung und richtet sich in erster Linie an Leute, die gerne nichts anderes, als verdrogt-entspannte Gitarrenmusik hören.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.02.2014
Oscar Johansson
David Leban
David Leban, Axel Ganhammer, Justin Boyesen
Fredrik Dahlqvist
Transubstans/Records Heaven
34:20
15.01.2014