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Orquesta El Macabeo: Lluvia Con Sol

Stil: Salsa

Cover: Orquesta El Macabeo: Lluvia Con Sol

Zugegeben, in eine Salsa-Platte habe ich mich bis dato noch nicht verliebt. Sie ist zwar ganz nett anzuhören und Spaß kann man mit ihr wahrscheinlich auch haben, aber bislang war ich meist auf etwas Tiefergehendes aus. Nun hatte ich mich aber doch auf ein Date eingelassen und war deshalb etwas nervös...

Was sollte ich nur erwarten? Liebe auf den ersten Höreindruck? Ein flüchtiges Techtelmechtel, um das ganze Metall aus den Gehörgängen zu kriegen? Einen netten Abend mit anschließender, unkomplizierter Freundschaft? Oder gar einen Alptraum?

Der Einstieg gelang uns ziemlich gut. Sie genierte sich kaum und stellte sich gleich mit einer Menge guter Laune als 'Lluvia Con Sol' vor. Zwar brach sie durch ihre Offenheit schnell das Eis, doch da mein Spanisch eine absolute Katastrophe ist, musste sie sich öfter wiederholen.

Sie erklärte mir langsam, dass ihr Name so viel bedeute wie "Regen bei Sonnenschein" und ich fand sofort, dass er zu ihr passt. Obwohl sie noch blutjung sein musste, war sie auf eine altmodische Art schön. Mitbekommen habe ich noch, dass sie aus Puerto Rico kam. Bevor ich aber begreifen konnte, was sie mit "12 ganz unterschiedliche, junge Väter" und "ORQUESTA EL MACABEO" meinte, sprang sie plötzlich auf. Ihr war nach Tanzen zumute! Das ging alles so schnell, dass ich erstmal nur staunend da saß und kaum verstand, was eigentlich vor sich ging. Eine wahre 'La Sensación'! Sie rief mir etwas zu, doch ich verstand nur, dass das wohl nur der Anfang war. Ich tanzte, obwohl ich es eigentlich nicht gerne tue. Als sie erkannte, dass mir sie und ihre Exotik gefielen, ich mich aber bemühen musste ihr nicht den Abend zu verderben, schickte sie mich vor einen Platz zu suchen.

Während sie zu Ende tanzte, googlete ich nach ihr, um sie etwas besser kennen zu lernen. Aus Puerto Rico und Kuba emigrierten ihre Vorfahren wie RAFAEL CORTIJO und ROBERTO ROENA zunächst nach New York, wo sie sogar im Mainstream bekannt wurden. Danach schätze man sie vor allem in Afrika aufgrund ihres exotischen Sounds, in Europa haben sie hingegen kaum Fuß fassen können. Heute gehören "ihre Väter" ORQUESTA EL MACABEO zum Old-School-Salsa-Revival und haben ihrer Tochter neben einer traditionellen Erziehung auch eine Prise Moderne mit auf den Weg gegeben.

Sie kam zurück und sprach von 'Boda'. Im Nachhinein erfuhr ich, dass das so viel wie "Hochzeit" heißt. Noch heute bin ich irritiert, hörte sich die Art wie sie es sagte einerseits wie ein Ohrwurm an, andererseits aber auch nachdenklich. Ähnlich erging es mir mit 'No Te Debo Nada', also "Ich schulde dir keinen Cent". Wir waren beide nicht ganz glücklich mit unserer Situation, obwohl wir uns durchaus sympathisch waren. Zu erkennen war das beispielsweise daran, dass sie einen anderen Interessenten mit dem Wort 'Olvídame' abblitzen ließ, dabei aber weiter sehr traurig klang. Ich kann nur erahnen, dass in ihr weit mehr schlummerte, als ich verstand und sagte ihr, dass sie nochmal tanzen gehen sollte. Während ich ging, schaute ich ihr zu, wie sie das tat, was sie am besten konnte: ausgelassen sein. Wir trennten uns nach nicht einmal 35 Minuten einvernehmlich, weil es zu diesem Zeitpunkt das Beste für uns war.

FAZIT: Platten wie 'Lluvia Con Sol' gehörten vor unserer Begegnung für mich vor allem auf Parties, da sie die Ohren auf sich ziehen und zum Tanzen einladen. Nun weiß ich, dass sie mehr sein wollen und vielleicht auch sind, ich es aber noch nicht so ganz verstehen kann. Ab und zu werde ich ihr sicher noch begegnen und an den netten, wenn auch unglücklichen Abend zurückdenken. Nach der großen Liebe werde ich aber vorerst woanders suchen.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.01.2014

Tracklist

  1. Lluvia con Sol
  2. Me Repito
  3. La Sensación
  4. No Sé Cuando Llegué
  5. Boda
  6. No Te Debo Nada
  7. Olvídame
  8. Macacoa

Besetzung

  • Bass

    José Ibáñez Reyes

  • Gesang

    Luis De La Rose Solá

  • Sonstiges

    Bongo, Kuhglocke – Jose J. Morales Benítez; Congas – Julio Ortiz Luquis; Güiro, Backing Vocals – Daniel Rosario Zayas; Maracas, Cuica, Backing Vocals – Javier Santiago Rivera; Piano, Backing Vocals – Aníbal Vidal Quintero; Posaune – Héctor Lind Ortiz; Saxophon – Yussef Soto Villarini; Timbal – Francisco Figuero Jimémez; Trompete – Horacio Alcaraz Meléndez, Gabriel Beauchamp Hurtado

Sonstiges

  • Label

    Meneo Records

  • Spieldauer

    34:10

  • Erscheinungsdatum

    03.12.2013

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