Man halte von Sharon Osbourne, was man will, aber was sie für ihren Gatten anpackt, hat Hand und Fuß, wovon diese Doppel-DVD als Werkschau von Ozzy eindrucksvoll Zeugnis ablegt. "Memoirs Of A Madman" bietet das volle Programm von Videoclips zu den nicht wenigen Klassikern des BLACK-SABBATH-Sängers (wo ist "Shot In The Dark"?) über Einblicke hinter die Kulissen bis zu mehr oder weniger flammenden (immer im Verhältnis zu dem flapsigen Bären zu sehen, den der Mann zwangsläufig verkörpert) Konzert-Darbietungen. Das ganze macht auch in puncto Verpackung etwas her, sodass sich keiner verprellt sehen darf, auch wenn letzten Endes wieder nur aufgewärmt wird ...
... aber mal ehrlich: So richtig die Wurst vom Teller zieht Ozzy schon seit schätzungsweise "Ozzmosis" nicht mehr, also schmerzt überhaupt nicht, dass diese Retrospektive mit Material geizt, je näher die Beiträge zur Gegenwart rücken. Gegliedert wurde dabei logischerweise in eine DVD mit Clips, während die andere die Live-Boni enthält, bei denen es sich praktisch um Exklusiva handelt, denn hat noch jemand die ollen VHS-Kassetten? Eben.
Der fette Braten ist letztlich logischerweise DVD zwei, selbst für kenner des Madman, denn im Gegensatz zu gestellten Studio-Clips vermitteln die Konzertaufnahmen dem Zuschauer tatsächlich so etwas wie eine Entwicklung - im Künstlerischen wie natürlich Optischen. Selbst an ein paar Informationen hat man gedacht, denn Reihungen von Song um Song sind in der Regel selbst bei stärkstem Material öde, und so gibt es einige Interview-Segmente, weitere Studio-Eindrücke und fürwahr kultige O-Töne von Ozzy selbst. Einziger Wermutstropfen: Man hätte sich mehr von Randy Rhoads gewünscht, doch in diesem Zusammenhang wird man das Gefühl nicht los, dass irgendwann einmal gesondert etwas zu dem verstorbenen Gitarristen auf den Markt geworfen wird ...
Hinzu kommen neben knappen Entstehungs-Dokus zu den Videos von „Let Me Hear You Scream“ und „Life Won’t Wait“ sowie dem unsäglichen "Changes" mit Tochter Kelly Live-Exoten wie "Killer Of Giants" oder "Secret Loser", also auch die gar stiefmütterlich behandelten Phasen "The Ultimate Sin" beziehungsweise Jake E. Lee (klar spannender als Mr. Zakk "überbewertert" Wylde). Davon abgesehen wird dank der chronologischen Anlage dieser Produktion die musikgeschichtliche Entwicklung im harten Rock-Bereich generell offenbar, denn der Zeitgeist - ob Glam-Aura oder modern schwere Riffs - war und ist bei Ozzy stets präsent.
Über Ton und Bild braucht man keine Worte zu verlieren., die Qualität der Live-Sachen schwankt naturgemäß, und dass Osbourne mittlerweile ziemlich fertig ist, spiegelt sich naheliegenderweise in den jüngeren Beiträgen wider, aber darüber hinaus? Keine Gründe zur Klage, und interessant obendrein: Die alternative Videofassung von "Mama, I’m Coming Home" sowie "Fairies Wear Boots"mit Axtmann Brad Gillis von NIGHT RANGER.
FAZIT: Die Ozzy-Vollbedienung für die Augen mit bestem Stoff für die Ohren. Wer den Mann nicht nur als Tattergreis sehen will ("The Osbournes", zum Teufel damit), sondern sein musikalisches Schaffen schätzt, kommt nicht um dieses rundum liebevoll aufgemachte Ding herum.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.10.2014
Epic / Sony
267:34
10.10.2014