Hilfe, die Kannibalen kommen – bei WRETCHED aus North Carolina haben sie ein sehr abwechslungsreiches Kleidchen angezogen, um den Hörer vor dem Konsum mit technischem Death Metal/Deathcore zu betören. „Cannibal“ ist das bereits vierte Album der Band – und bedenkt man die Tatsache, dass die Jungs seit fast zehn Jahren an Krawall verbreiten, sind sie hierzulande doch nahezu unbekannt.
Nach den ersten Durchläufen wird dann aber auch recht schnell klar, wieso das der Fall ist: Trotz technisch einwandfreier Frickelmucke, die gern mal rasend schnelle Griffbrettattacken mit Groove und melodisch verspielten Passagen kombiniert, schafft es die Band nicht, sich vom Gros der Spielart abzusetzen und lässt auch beim zehnten Anlauf noch das gewisse Etwas missen, welches sie vom Rest des Genres abgrenzen würde.
Dabei geht es, wie schon angedeutet, rein musikalisch auf dem technisch höchsten Niveau zur Sache – hier versteht jeder sein Handwerk und Fans von technischer, verspielter Death Metal-Mucke kommen hier voll auf ihre Kosten. Abgerundet durch tightes, abwechslungsreiches Drumming, einen aggressiven Sänger, der stilistisch eher im Deathcore-Sektor feststeckt und eine dicke Produktion wird „Cannibal“ gekonnt abgerundet.
Was die stilistische Vielfalt anbelangt, sind WRETCHED stets auf neuen Abwegen und schwer darum bemüht, ihre Songs so vielschichtig wie möglich zu gestalten. Vielleicht ist aber auch genau das das Manko der Band: Hier werden zu viele Einflüsse verarbeitet, so dass man als Hörer scheinbar niemals den roten Faden greifen kann und es schwierig scheint, einzelne Songs wiederzuerkennen.
FAZIT: High-Tech-Liebhaber kommen hier voll auf ihre Kosten, auch wenn „Cannibal“ in seiner leicht übermütigen Art auf Dauer doch etwas sehr anstrengend wirkt. Ein wenig mehr Eigenständigkeit täte sicher gut und auch den einen oder anderen Tempowechsel pro Song hätte man sich zugunsten von Eingängigkeit und Wiedererkennungswert ersparen können.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.09.2014
Andrew Grevey
Adam Cody
Steven Funderburk, Joel Moore
Marshall Wieczorek
Victory Records
44:16
10.06.2014