David Letterman, der zynische Ober-Guru amerikanischer Talk-Show-Gute-Nacht-Unterhaltung, muss es ja wissen: „Wenn du nach einer Rock&Roll-Band suchst, sind die DAWES alles, was du brauchst.“
Ja, so ist das eben mit diesen Late-Night-Shows in aller Welt - es wird viel geredet, aber das wirklich Richtige nicht unbedingt gesagt!
Sollte also jemand nach einer geilen Rock&Roll-Band suchen, dann Finger weg von den DAWES, denn die sind eine Americana&Pop-Balladen-Band, aber in punkto Rock&Roll passiert auf „All Your Favourite Bands“ in etwa so viel wie bei einer Fremdvögel-Veranstaltung bibeltreuer Christen.
Die DAWES und ihre Musik, die sich zwischen TOM PETTY und den EAGLES oder den ruhigeren Songs von CROSBY, STILLS & NASH sowie THE BAND bewegt, spielen in der guten, alten Schule ansprechenden Americana-Folks. Musik eben, die man schon seit den 60ern gerne auflegt, wenn man bei weit geöffnetem Verdeck entspannt durch den Grand Canyon dem Sonnenuntergang entgegen fährt. Allerdings dürfen keine überraschenden Ereignisse bei so einer Fahrt auftreten, ein Regenguss, ein rücksichtsloser Raser, ein toter Coyote auf dem Highway oder ein Schlagloch. Ach halt, die gibt‘s ja größtenteils nur in den unterkühlten europäischen Maud-Asphalt-Gefilden.
Bei den DAWES jedenfalls holpert nichts, genauso wenig wie etwas wirklich Überraschendes in diesem so schön glattgebügelten Americana-Music-Style auftritt. Auf „All Your Favorite Bands“ ist durchgängig der musikalische Tempomat eingeschaltet. Und vom lettermannschen Rock-&-Roll bleibt höchstens das „&“ übrig. Passend dazu gibt‘s natürlich auch jede Menge, durchaus poetische Herz-Schmerz-Lyrik und zack, fertig ist ein Album das uns so schön träumen und dann einschlafen lässt.
Übrigens waren die DAWES bei der letzten Konzerttournee von CONOR OBERST, seitdem der nicht mehr seine BRIGHT EYES-Musiker um sich schart, als dessen Begleitband aktiv. Vielleicht hätten sie sich von ihm ein paar einfallsreichere Ideen abschauen sollen, statt sich vorrangig der Americana-Kuschelrock-Variante auf „All Your Favorite Bands“ zu widmen.
Am Ende des Albums schleicht sich mit dem bieder anmutenden Titel „Now That It‘s Too Late, Maria“ sogar noch ein fast zehn Minuten langer Longtrack ein, der als ruhiger, folkiger Blues sich nicht nur von Maria, sondern auch vom gesamten Album verabschiedet: „And now that it‘s too late, Maria / We can both look back and laugh.“ Obwohl im Grunde „All Your Favourite Bands“ nicht wirklich lustige, sondern vielmehr melancholische Momente zu bieten hat, bleibt, wenn die Musik verstummt, dem Hörer sicher ein zartes Lächeln im Gesicht kleben, weil der viele musikalische Schmalz, den die DAWES versprühen, niemanden weh tut, dafür aber so ein angenehm wohliges Gefühl vermittelt.
FAZIT: Wirklich schönes Einschlaf-Album für alle, die dem Americana verfallen und beim Hören nicht weiter mit schrägen Rhythmen belästigt werden wollen. Ein knapp 50minutiger Musik-Dauer-Aufenthalt im „Hotel California“ über dem träge ein paar EAGLES schweben.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.06.2015
Wylie Gelber
Taylor Goldsmith
Taylor Goldsmith
Tay Strathairn
Griffin Goldsmith
Gillian Welch und The McCrary Sisters sowie David Rawlings (guitar/vocals), Richard Bennett (acoustic guitar) und Paul Franklin (pedal steel)
HUB-Records / ADA-Warner Music
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05.06.2015