Die nach "The Stranger Within" zweite Scheibe von DEMON'S EYE dürfte allen Fans der frühen DEEP PURPLE, RAINBOW oder URIAH HEEP ebenfalls runtergehen wie Öl. Blackmores und Schenkers Spießgeselle Doogie White verwendet selbst das obligatorische Vokabular der Frühwerke jener Bands in den aktuellen Stücken des Projekts, das vom Covern aufs Komponieren von Quasi-Coversongs umsattelte.
Für die elf Stücke gibt es im Grunde jeweils eine bestimmte Blaupause aus dem PURPLE-Katalog, etwa alles von "Speed King" bis zu "Burn" im Falle des rasanten "Road To Glory" oder die Dio-Epen für das über sieben Minuten lange "Welcome To My World", das sich zünftig vom balladesken Intro zum schreitenden Stampfer mausert, natürlich mit orientalischen Tonfolgen. "Closer To Heaven" mausert sich wiederum vom behäbigen Midtempo-Stück zum satten Shuffle-Groover, was selbstredend auch für "Five Knuckle Shuffle" gilt, nicht zu vergessen kurz vor Schluss den Ohrwurm "Blood Red Sky".
Sehr ruhig verbleibt auch "Finest Moment", dessen Höhepunkt ein lyrisches Orgelsolo darstellt, bevor "Fallen Angel" die Phase mit Glenn Hughes und David Coverdale so deutlich anklingen lässt wie kein anderer Track, wobei White sogar fast genau wie das Original klingt. "Dancing On Air" hat indes sowohl etwas von "Woman From Tokyo" als auch der "Stormbringer"-Ära. Das unbewegliche "The Messenger" markiert neben dem ebenso unspektakulären "Dancing On Air" den kaum ins Gewicht fallenden Schwachpunkt dieser Plagiatsscheibe im besten Sinn.
FAZIT: DEMON'S EYE sind nach wie vor die vermutlich beste (einzige?) zur echten Band gewordene Hommage an den frühen Orgel-Hardrock bzw. DEEP PURPLE als dessen Initiatoren und als eigenständige Songschreiber erheblich sympathischer als in Gestalt einer Stadtfest-Nachspieltruppe.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.09.2015
Maik Keller
Doogie White
Mark Zyk
Gert-Jan Naus
Andree Schneider
MMS / Alive
53:05
18.09.2015