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Fractal Mirror: Garden Of Ghosts

Stil: Progressive Rock / Pop

Cover: Fractal Mirror: Garden Of Ghosts

Es hat sich als schwierig herausgestellt, das Trio aus Amsterdam zu greifen. Nicht unbedingt stilistisch. An Zugänglichkeit mangelt es „Garden Of Ghosts“ nicht, denn der hier vorgetragene mellotrongetränkte, klassisch angelegte Prog sucht immer wieder die Verbindung zum Pop. 4/4-Takte, tagtraumähnliche Stimmung, regelmäßig atmende Rhythmusgitarren und eine Gesangsstimme ohne allzu hohe Varianz sorgen für ein praktisch allgemeingültiges und damit schwer vergleichbares Gesamtbild. Abgesehen von den obligatorischen Neoprog-Größen fallen einem abschnittweise höchstens R.E.M. ein (etwa bei „Lost In Clouds“ oder „The Hive“), die in einem Dunstfeld aus Mainstream und Indie, aus Alternative Rock und Pop ähnlich schwer zu kategorisieren sind und sich doch auf Anhieb beim Zuhören erschließen.

Damit laufen FRACTAL MIRROR in akute Gefahr, seicht zu klingen – ein Schluss, der sich in den unfokussierten Momenten des Albums leider bestätigt. Die gleiche Irrelevanz, die man neueren Outputs eingesessener Bands wie SAGA, IQ oder PENDRAGON vorwerfen kann, lässt sich auch hier anwenden. „Garden Of Ghosts“ lullt trotz der überraschend aktuell gewählten Themen (es geht überwiegend um die individuelle Wahrnehmung des Umfelds angesichts einer durch soziale Netzwerke veränderten Umwelt) manchmal ein, wiegelt den Hörer schunkelnd in eine Art falscher Zufriedenheit, die Aufmerksamkeit kostet (beispielsweise auf „Event Horizon“). Es ist dann zu angenehm, zu kantenlos, als dass man mit frischem Geist bei der Sache bleiben möchte, zumal der dichte Teppich aus Mellotron und Streichern sich kaum Lücken erlaubt.

Dann wiederum gelingt es manchmal wie aus dem Nichts, eine dezente Kursänderung zu vollziehen, nur einen kleinen Schlenker, und schon funktioniert das Gemisch wieder. Da wird dann vielleicht mal ein Solo mitten in die Masse an schlichten Akkorden geworfen, das Konzept gerät stärker in den Vordergrund („Solar Flare Reprise“) oder die Stimmung ändert sich leicht („Orbital View“). Mit wenigen Mitteln wird große Wirkung erzielt; leider wird von diesen Mitteln manchmal zu wenig Gebrauch gemacht.

Am Gesamtarrangement hingegen ist nichts auszusetzen. „Garden Of Ghosts“ klingt dicht, voll und suggeriert eine abwechslungsreiche Instrumentalisierung, was sich beim Blick auf die Besetzung bestätigt, denn der Kern um Ed van Haagen, Leo Koperdraat und Frank Urbaniak bekommt Unterstützung von diversen Gästen, die für einen vitalen Klang sorgen.

FAZIT: Pop-Prog aus einem anderen Jahrzehnt, mal substanzlos, mal überraschend, meistens zumindest schön.

Punkte: 8/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.01.2015

Tracklist

  1. House Of Wishes
  2. The Phoenix
  3. Lost In Clouds
  4. Solar Flare
  5. The Hive
  6. Solar Flare (Reprise)
  7. The Garden
  8. Orbital View
  9. Event Horizon
  10. Legacy
  11. Stars

Besetzung

  • Gesang

    Leo Koperdraat

  • Gitarre

    Leo Koperdraat, Ed van Haagen, Don Fast

  • Keys

    Leo Koperdraat, Ed van Haagen, Larry Fast

  • Schlagzeug

    Frank Urbaniak

  • Sonstiges

    André de Boer (Triangel), Brett Kull (Background Voices, Percussion), Larry Fast (Mellotron, Sequencers), Don Fast (Sitar), Jacque Varsalona (Background Voices), Charlotte Koperdraat (Background Voices), Ray Weston (Background Voices), Paul Ramsey (Background Voices), Tom Hyatt (Background Voices)

Sonstiges

  • Label

    Third Contact / Just For Kicks

  • Spieldauer

    61:27

  • Erscheinungsdatum

    28.11.2014

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