Da hat man gerade den akustischen Durchfall von WAY TO BOHDI überstanden, schon kommt die nächste Combo mit Anspruch auf den Thron von SLIPKNOT und Weirdo-Stumpfmetall generell. Gehen die Erfinder mittlerweile längst feinfühliger vor, bieten KISSING CANDICE, die Joey Simpson von DR. ACULA (aufgelöste Deathcore-Dumpfbacken) anführt, eher Hausmannskost im Fahrwasser der Iowa-Posse - das Ganze verbunden mit ein paar elektronischen Elementen und insgesamt wenig Substanz.
KISSING CANDICE legen Wert auf düstere Atmosphäre und eingängige Refrains, das muss man ihnen lassen, aber deren Verschränkung mit der groben Kelle klingt so abgedroschen, dass man schon beim Opener die Augen verdreht … und sind Titel wie "Mistaken for Manson" (bloßes Zwischenspiel übrigens) selbstironisch zu begreifen? Wie dem auch sei, hervor stechen auf diesem Einstand vor allem die weniger offensichtlichen Stücke, beispielsweise das textlich auch nicht so pralle "Chart Topper", wiewohl WALTARI solchen Brutalo-Pop schon vor über 15 Jahren gezockt haben; an Mastermind Kärtsi erinnern die Vocals hier im Übrigen auch.
Erträglich sind auch mehrere leichtfüßigere Synth-Rock-Augenblicke im Verlauf der Spielzeit, so etwa während des schwebenden "Put 'em Up" oder in "Decomposer". Nicht erst ab dem grauenhaften Stakkato-Unsinn "Shop Smart", vor allem aber zum Ende hin geht KISSING CANDICE die sowieso dünne kompositorische Luft peinlich deutlich aus.
FAZIT: Masken-NuMetal 2015, braucht das noch jemand? Falls ja, sind KISSING CANDICE höchstens wacklig solide Vertreter dieser Zunft, ohne auf ihr wie auch immer aussagekräftiges Image verzichten zu können, denn rein musikalisch geht ihrem Groove-Bubblegum-Brüllaffen-Gebräu jegliche Spritzigkeit ab.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.07.2015
Grippo
Joey
Dreamer, Walt
Victory / Soulfood
40:11
10.07.2015