International jazzt es sich besonders farbenfroh: Dieses Trio stammt aus der Slowakei, Montenegro und Brasilien, macht aber keine Weltmusik, sondern vermischt freien Jazz mit Raumklang und mal üppigem, mal sparsamem Tonmaterial.
Ersteres ist gleich zu Beginn der Fall: "Minds & Time" hypnotisiert mit leisem Grundpuls und benötigt fünf Minuten, um eine elegante Sopransaxofon-Melodie ins Hirn zu schleifen ("The Observer" macht es später ähnlich, wobei sich Gitarrist Filip als fabelhafter Begleiter erweist), und auch die nachfolgenden zwölf Minuten von "Did You ever say sorry?" laufen in weiten Teilen wenig haptisch ab, bis man die ausgesprochen rhythmische Komposition (ausladendes Schlagzeugsolo) beziehungsweise Improvisation zu fassen bekommt. Die Auseinandersetung mit der Combo lohnt aber, denn am Ende klingen alle Tracks in sich rund.
"Just to be with You" ist dabei als dichte Ballade neben "For my little girl", einer lakonischen Hommage an die Tochter des Saxofonisten, das eingängigste und konventionellste Stück. Der Minimalismus von "Grey" lässt sich andererseits prima im Kontext eines Noir-Soundtracks verorten, wohingegen "Fake doctor" in hektischem Jazzrock-Terrain wildert. Wie gesagt: Das versprüht Farbe, ist aber zu keinem Zeitpunkt grell, sondern zeugt vielmehr von kreativer Introvertiertheit
FAZIT: Kopcák, Gavranovic und Oliviera sind meistens leisen Avant-Jazz-Tönen zugetan, schaffen es aber, mit ihrer Mischung aus spielerischer Freiheit und konkreter Form auch auf Zehenspitzen auf sich aufmerksam zu machen. "The Cigarette After" wird seinem Titel sehr gerecht und ist ein lupenreines Winterjazz-Album
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.01.2015
Filip Gavranovi?
Luis Oliviera
Ján Kopcák (Saxofon)
Hevhetia
52:45
05.01.2015