Vier Jahre sind seit dem großartigen Vorgänger „The Great Execution“ des unermüdlichen brasilianischen Brüder-Trios KRISIUN vergangen und nun legt man gleich 52 Minuten neues Material vor. Bei solch voluminöser Spieldauer muss man natürlich eine Menge guter Songs im Gepäck haben, um bestehen zu können.
Aber seien wir ehrlich: Wirklich enttäuscht haben die Brasilianer eigentlich nie in ihrer 25-jährigen Bandgeschichte mit ihren mittlerweile zehn Langspielern. Der alles vernichtende rasende schwarze Death Metal der Anfangsjahre ist mittlerweile subtiler geworden, aber nichts desto trotz immer noch furios. „Forged in Fury“ ist aber im Gegensatz zum Vorgänger „The Great Execution“ kein Hitalbum geworden, sondern erfordert doch ein paar Durchläufe, um seine Macht zu entfalten. Dabei schließt man grundsätzlich musikalisch nahtlos an, indes die Riffs, die sofort im Ohr bleiben, fehlen hier etwas.
Statt dessen setzt man auf ausgefeiltes Songwriting, spielt viel mit Weglassen und erneutem Einsetzen, wiederholt Teile unerwartet und setzt auf den einen oder anderen Tri-Ton Das kennt man von VOIVOD, aber nicht unbedingt von KRISIUN. Und KRISIUN wissen, wie man gute moderne Death-Metal-Songs schreibt, da fehlen weder groovende Parts noch mahlendes Midtempo. Der Gesang erinnert ein ums andere Mal an Piotr von VADER, die insgesamt aber wesentlich mehr Thrash Metal inkorporiert haben.
KRISIUN haben für „Forged In Fury“ Erik Rutan von HATE ETERNAL als Produzenten engagiert, der den zehn Liedern den passenden Sound verpasst hat. Man erkennt seine Handschrift sofort, schon alleine der sehr drahtige Bass-Sound steht oft weit vorne im Klangbild, manchmal schon etwas zu weit, aber das sind sicher persönliche Präferenzen. Um noch auf die eingangs erwähnte lange Spielzeit zurückzukommen: Bei nüchterner Betrachtung sind KRISIUN zwar nicht durchgehend fesselnd, lassen aber zum Glück immer wieder aufhorchen, so dass keine Langeweile aufkommt.
FAZIT: Gutes Death-Metal-Album, das aber braucht, bis es zündet, aber keine Hits oder gar Ohrwürmer enthält.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.08.2015
Alex Camargo
Alex Camargo
Moyses Kolesne
Max Kolesne
Century Media
51:29
07.08.2015