Das zweite Album der Prager MINORITY SOUND kommt fünf Jahre nach dem ersten und zeugt von beschränkter Weiterentwicklung, aber das ist gar nicht so wild, denn die Band hat einen recht eigenwilligen Stil, den man auch prima nach Slowenien zuweisen könnte, wo sich Industrial-Affines wie LAIBACH oder NOCTIFERA verstärkt tummelt. Ebendiesen Sound fahren die Tschechen nämlich.
"Drowner's Dance" ist … ja, tatsächlich - tanzbar, und zwar trotz der herben Stimme von Gitarrist Gulesh, den man sich auch im Feld des modernen Death Metal vorstellen könnte. Die Synthesizer bei MINORITY SOUND verstärken diese Assoziation, wobei man etwa das symphonische "Last Day On Earth" auf neuere SAMAEL münzen könnte, ohne dass deren Düsterkeit erreicht würde. Die Beats sind wie angedeutet ohnehin quirliger, der Ansatz insgesamt eher retrospektiver Art.
Davon zeugen die verwendeten Keyboard-Sounds und maschinellen Rhythmen, die wirklich aus der Chicagoer WaxTrax-Schule stammen könnten ("Epidemic of Hystery"). Was MINORITY SOUND letztlich im Untergrund kleben bleiben lässt, ist ihr Mangel an zugkräftigen Hooks, denn die Hits bleiben aus, und übrig ist nur teilweise zwingendes Material, dessen Vorzug seine stimmungsvollen Arrangements sind.
FAZIT: Zwischen ultra-tief gestimmten Gitarren (Djent?), künstlichen Soundscapes und Brüllmetall haben sich MINORITY SOUND eine eigene Nische zurechtgemacht, deren Erzeugnisse man sich gut im filmischen Bereich vorstellen kann. Als Songalbum rutscht "Drowner's Dance" aber glatt durch.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.08.2015
Petr
Gulesh
Otus, Gulesh
Otus
Simon
Eigenvertrieb
40:02
08.06.2015