Die Stockholmer SIDEBURN haben weiterhin ein Problem: Sie klingen wie ein wüst zusammengeklautes Gemisch aus allem, was bis Ende der 1970er mal harte Gitarrenriffs gespielt hat, und wirken dabei steifer, als sie angesichts ihres spielerischen wie schreiberischen Potenzials sein müssten. Daran ändert auch "Evil Or Divine" nichts … allein schon der Titel …
Man kann die Stücke der Scheibe chronologisch abhandeln: "Masters And Slaves" kommt wie "Zero The Hero" von BLACK SABBATH daher, nur nicht ganz so cool und zu lang. Das orientalische "Sea Of Sins" ist eines jener Stücke, deren Ursprünge man mindestens auf drei andere festmachen kann, die einem momentan natürlich nicht namentlich einfallen wollen, und "When Darkness Calls" schlägt in die Kerbe epischer Doom der lamentierenden Sorte, lässt aber eine zündende Idee missen, sodass man auf das eine Hook wartet und doch nicht belohnt wird.
"The Seer" nervt dann mit Floskeln von "death and destruction" bis zur obligatorischen "gypsy woman" vor nicht aus dem Quark kommenden Midtempo-Stampen nebst einigen schmissigen Doppel-Leads der (natürlich) langgezogenen Sorte, ehe die über acht Minuten von "The Day The Sun Died" daran erinnern, warum CANDLEMASS in ihrer Disziplin unerreicht sind. Leif Edling und Co. beherrsch(t)en das Minimalistische mit beschwörender Stimme aus dem Effeff (egal wer gerade sang), wohingegen an Dimitri Keiski kein Charismatiker verlorenging.
"Evil Ways" macht dann deutlich, dass etwas Tempo "Evil Or Divine" sehr gut getan hätte, zumal SIDEBURN hier den einzigen (!) halbwegs zwingenden Refrain auf die Reihe kriegen, denn auch das mit akustischen Klangfarben angereicherte Finale "Presence" lässt nicht mehr aufhorchen. Armutszeugnis? Ja.
FAZIT: Zu behäbig, zu wenig eigenständig einerseits, zu satt inszeniert, handwerklich zu gekonnt umgesetzt andererseits, insgesamt spaßig bei entsprechender Stimmung und Lautstärke, aber gesichtslos und gefühlsarm. Wie soll man so etwas mit Punkten bewerten? Durchschnittlich, genau.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.05.2015
Martin Karlsson
Dimitri Keiski
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Metalville / Rough Trade
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22.05.2015