Die Österreicherin Susana Sawoff hat mit ihrem Album-Einstand ein einnehmendes Werk geschaffen, das fast traditionellen ("Bathtub Rituals" umweht etwas ausdrücklich nicht-Diwenhaftes) Vocal Jazz mit Singer-Songwriter-Tugenden vermengt. Vor diesem Hintergrund macht die Künstlerin denkbar, wie die frühen Legenden des weiblichen "Croonens" dahergekommen wären, hätten sie Emanzipation hervorgekehrt und selbst komponiert, statt sich Stücke auf den Leib schneidern zu lassen.
Dies hat Sawoff unter Ausnahme der erhebenden Piano-Ballade "A Jigsaw Puzzle On Our Love", die mit Tobias Held entstand, vor der Aufnahme zu "Bathtub Rituals" selbst für sich getan, um eine sehr homogene Platte zu schaffen. Abgesehen vom funky "Oh Anthony!", dem verschmitzten Quasi-Broadway-Doppel aus "Birds Of Prey" sowie "I Love Us" und dem überraschenden Beinahe-Indie-Stampfer "After Winter Might Come Fall" verzeichnet sie keine stilistischen Querschläger. Das Material ist melancholisch bis verhalten euphorisch, aber man vermisst weder in Sachen Arrangement noch stimmungsmäßig irgendetwas.
So entsteht ein entspannter Gesamteindruck, dem nichts Seichtes innewohnt, wobei die Rhythmusgruppe oft zum Star wird, gleichwohl man den einstweiligen Einsatz von Posaunist Helgi Jonsson (im tollen Titelstück singt er auch mit) nicht unter den Tisch kehren sollte.
Naive Leisetreter wie "The First Time I Knew" und "How Happy We Are" stehen beispielhaft für die Ausrichtung von "Bathtub Rituals", einem frisch anachronistischen Wunderspagat.
FAZIT: Susana Sawoffs Einstand hält alte Werte hoch, klingt aber null angestaubt und hätte zu Jugendzeiten von Ella oder Etta - wenngleich die Österreicherin viel sachter ins Mikro haucht und thematisch eher ein zahmes Mäuschen bleibt - sicherlich in gleicher Weise für Furore gesorgt, wie er heute ein Publikum aus Spezialisten anspricht. Elitär ist das Ganze aber dennoch beileibe nicht.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.06.2015
Christian Wendt
Susana Sawoff, Joerg Haberl, Christian Wendt
Susana Sawoff
Joerg Haberl
Helgi Jonsson (Posaune)
Sevenahalf / Broken Silence
41:07
12.06.2015