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Toto: Toto XIV

Stil: Rock / Hardrock / AOR

Cover: Toto: Toto XIV

TOTO sind ein einzigartiges Phänomen. Einerseits selbst von der aufgeschlossenen Hardrock- und Metal-Fraktion häufig als kommerzielle Poprock-Band verschrien und zu Unrecht ignoriert, andererseits von der "Musikerpolizei" respektiert wie kaum eine andere Rockband, die in den 80ern ihre größten Erfolge feierte. Auf der einen Seite hatte man weltbekannte Hits wie "Rosanna" oder "Africa" vom "IV"-Album, auf der anderen standen Progressive-Rock-Abfahrten wie "Dave’s Gone Skiing" von "Tambu" oder "Better World" von "Mindfields".

Nun legen die Herren um Steve Lukather nach zwischenzeitlicher Auflösung, Live-Wiederbelebung und allerlei anderen Wirren mit "Toto XIV" ihr erstes Studioalbum seit "Falling in Between" (2006) vor. Natürlich gab es im Vorfeld eine Reihe von Besetzungswechseln, interessanterweise ist aber Drummer Keith Carlock der einzige Musiker, der nicht bereits zu einem anderen Zeitpunkt Mitglied der Band war. So holte man für die Lead Vocals Joseph Williams zurück, der in den 80ern bereits auf "Fahrenheit" und "The Seventh One" zu hören gewesen war. Außerdem befindet sich mit Steve seit 2010 auch der letzte verbliebene Porcaro-Bruder (sein Bruder Mike verstarb vor einigen Tagen) wieder im Line-Up.

Doch was haben TOTO denn jetzt eigentlich nach so langer Veröffentlichungsabstinenz abgeliefert? Um das vorweg zu nehmen: Ein sehr starkes Album. Man hört der Scheibe zwar stets an, dass es sich um ein Spätwerk einer seit Jahrzehnten etablierten handelt, da man als Hörer stets an die vergangenen Stationen der Bandkarriere erinnert wird, aber das tut dem Hörvergnügen keinen Abbruch. Man kann auch weiterhin nicht in Frage stellen, dass man es bei TOTO zu jedem Zeitpunkt mit Ausnahmemusikern und fantastischen Songwritern zu tun hatte. Im Gesamteindruck klingt "Toto XIV" ungemein vielseitig. Mit "Running Out of Time" hat man einen ausgezeichneten Opener gewählt, der dem Hörer direkt mitteilen zu wollen: "Wir sind wieder da!" Aber auch grundsätzlich ist das Album mit Highlights übersät. Völlig egal, ob man nun "Holy War" mit seinem extrem charakteristischen Lukather-Gitarrenlick hervorhebt oder eher den zweiten Vorabsong "Orphan", der mit einer fantastischen Hookline glänzt. Die angesprochene Vielseitigkeit wird dann besonders in der zweiten Albumhälfte bemerkbar. Da ist einerseits das extrem poppige "The Little Things", auf das direkt das in sich schon extrem abwechslungsreiche "Chinatown" folgt, in dem man mühelos zwischen entspannten und leicht düsteren Momenten hin- und herwechselt. Mit "Great Expectations" gibt es zudem ein Mini-Epos als Rausschmeißer, das fließend zwischen Melodie-Großartigkeiten und instrumentalen Überleistungen wechselt.

Der geneigte Leser dürfte inzwischen gemerkt haben: Es gibt wenig zu kritisieren. Aber ein paar Sachen eben doch. Zunächst muss man festhalten, dass sich in Songs wie "21st Century Blues" oder "Unknown Soldier" ein paar Längen eingeschlichen haben. Außerdem hat man es zumindest bei "The Little Things" doch etwas mit dem Pop-Appeal übertrieben. Dazu kommt, dass die Anleihen an die eigene Vergangenheit streckenweise doch etwas sehr auffällig werden ("Fortune"). Aber eigentlich ist auch das völlig egal, da das Album als Ganzes sowohl songwritingtechnisch als auch spielerisch auf einem unverschämt hohen Niveau stattfindet.

FAZIT: Wer TOTO-Fan ist, hatte vermutlich von vorneherein keine Zweifel daran, dass "Toto XIV" ins Haus muss. Und das natürlich völlig zu Recht. Man darf eigentlich nur nicht den Fehler machen das Album an Klassikern wie "IV" oder "The Seventh One" zu messen, da beim Hören ohnehin nicht der Eindruck ensteht, die Band hätte vorgehabt ihre eigene Vergangenheit zu übertreffen. Man hört zu jeder Sekunde den Spaß der Musiker an der Musik und daran, dass sie ihren vergangenen Großtaten eine neue Geschwisterscheibe zur Seite gestellt haben.
Letztlich gibt es also nur ein angemessenes Schlusswort: R.I.P., Mike!

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.03.2015

Tracklist

  1. Running Out of Time
  2. Burn
  3. Holy War
  4. 21st Century Blues
  5. Orphan
  6. Unknown Soldier
  7. The Little Things
  8. Chinatown
  9. All the Tears
  10. Fortune
  11. Great Expectations

Besetzung

  • Bass

    David Hungate

  • Gesang

    Joseph Williams; David Paich; Steve Porcaro; Steve Lukather

  • Gitarre

    Steve Lukather

  • Keys

    David Paich; Steve Porcaro

  • Schlagzeug

    Keith Carlock

Sonstiges

  • Label

    Frontiers Music srl

  • Spieldauer

    56:00

  • Erscheinungsdatum

    20.03.2015

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