„The Violent Mystical Sukuma“ ist zwar nicht die neueste Gewürzmischung von Alfons Schuhbeck, ordentlich gepfeffert geht es aber dennoch zu auf dem zweiten Album der Pariser Band DOMADORA. Okay, Entschuldigung für diese Überleitung, aber ich stehe noch unter dem euphorisierenden Eindruck, den dieses grandiose Album hinterlassen hat.
Es geht los: „Hypnosis“ startet mit Gekrach und Geschepper, das erinnert an das Intro zu „Speed King“ von DEEP PURPLE. Und „little Miss Molly“ kann sich sicherlich in Ekstase rocken, zu dieser elfminütigen instrumentalen Jam-Orgie, die DOMADORA so lässig und gekonnt aus dem Ärmel schütteln, dass es eine wahre Freude ist.
In „Indian Depression“ taucht dann auch Gesang auf, der aber nicht im Mittelpunkt steht, sondern eher als zusätzliche Nuance in den furiosen Instrumental-Mix mit einfließt. „Indian Depression“ ist deutlich kürzer als „Hypnosis“, wirkt strukturierter und wartet mit mächtigen Riffs und einem lässig-tiefgründigen DINOSAUR-JR.-Vibe auf.
„Rocking Crash Hero“ ist das einzige und deswegen auch herausstechende Stück, in dem der Gesang eine tragende Rolle spielt: Nach einem Instrumentalteil, der nicht ganz so funkensprühend wie seine Vorgänger daherkommt, taucht plötzlich wie eine Erscheinung zweistimmiger, astraler Gesang auf, irgendwo zwischen WARDRUNA und tibetischen Mönchen, und gibt dem Song ein ganz unerwartetes Gesicht. Wären nicht alle anderen Lieder schon ziemlich perfekt, könnte man sich fast mehr davon wünschen.
Jetzt muss noch einmal der DEEP-PURPLE-Vergleich her: Das Anfangsthema des 16 Minuten langen „Solarium“ ist so nah an „Mistreated“ angelehnt, dass man eigentlich nur noch auf David Coverdale wartet. Stattdessen verzichten DOMADORA wieder völlig auf Vocals und entführen ihr Mistreated-Lookalike in tiefste Stoner-Wüsten, wo es sich verwandelt, in psychedelischen Rauchschwaden aufgeht und von einem neuen Riff, das mit zunehmender Geschwindigkeit wie ein D-Zug heranrast, zerwirbelt wird. „Solarium“ ist der große Höhepunkt des Albums: Immer wieder baut es sich auf, nimmt Fahrt auf, verliert wieder an Substanz und wird, obwohl nur auf drei Instrumenten gespielt und ohne mit Effekten vollgestopft zu sein, nie langweilig, im Gegenteil. Nicht einmal eine deutlich erkennbare Struktur gibt es, doch die Spielfreude, die geradezu aus den Lautsprechern sprüht, ersetzt diese verlustlos und überträgt sich unwiderstehlich auf den Zuhörer.
An dieser Stelle muss das wirklich hervorragende Bassspiel von Gui Omm gewürdigt werden, das sich unter die Songs, besonders „Solarium“, legt wie ein warmes Pulsieren, ihnen einen melodischen Herzschlag verpasst. Und, wenn wir schon mal dabei sind: Die Produktion passt perfekt zum DOMADORA-Sound: Warm und natürlich, aber ohne dabei an Biss zu verlieren.
Um die Lobeshymne nun nicht ausufern zu lassen: Auch die beiden letzten Songs, „Girl With A Pearl Earring“ und „Jack Tripping“, zeigen alle Qualitäten der vorhergegangenen und wer nach dem abschließenden epischen Distortion-Slomo-Stoner-Riff noch nicht zusammen mit Jack am Trippen ist, dem kann wahrscheinlich nur noch ein „Song For The Deaf/Dead“ helfen.
FAZIT: Was bleibt zu wünschen übrig?
Ein baldiges Konzert in Allemagne.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.09.2016
Gui Omm
Belwil
Belwil
Karim Bouazza, Alexis Assaleix
Eigenvertrieb
55:41
13.04.2016