GWLT aus München sind wahrscheinlich komplett in einer Zeitblase gefangen. Anders ist eigentlich nicht zu erklären, warum sie den Metal-Hiphop-Kreuzüber der Neunziger so unverfälscht in das Jahr 2016 transportieren können. Bands wie SUCH A SURGE oder BIOHAZARD - noch bevor sie mit ihren primären Geschlechtsteilen Geld verdienen mussten - waren die Blaupause für GWLT. Und sie waren erfolgreich, keine Frage.
Und man darf GWLT ruhigen Gewissens wünschen, dass ihnen das gleiche widerfährt, denn auf ihrem Debüt "Stein und Eisen" machen die Bayern alles richtig, was man denn in einem mausetoten Genre so richtig machen kann. Gut die Hälfte der Songs sind metallischer Hardcore, fett produziert, aber ohne übertrieben dicke Eier, die andere Hälfte pendelt zwischen reinem deutschsprachigem Hiphop und relativ banalem Rock, aber GWLT haben ein verdammt gutes Gespür für Mitgröhl-Melodien und Faustreck-Refrains.
Immer wieder nickt man subkortikal mit und wundert sich, dass morgens beim uncoolen Zähneputzen die coolen Refrains von beispielsweise "Seltsame Liebe" oder "Watts 1965" durch die Gehirnwindungen wandern. Für die betont unpolitischen Nuclear Blast - hier durch das Sublabel Arising Empire vertreten - sind GWLT beinahe Extremisten, da sie ein linkes politisches Bewusstsein besitzen und es auch bei allem gewollt pathetisch-prolligem Hiphop-Sprech in ihre Texte einfließen lassen. Das erinnert vom Ansatz mehr als einmal an Sympathieträger CASPER, dessen Stimme dazu auch noch sehr ähnlich klingt. Und der Mann hat seine Stimme ja auch in einer Hardcore-Band ruiniert.
FAZIT: GWLT snd n Mcht n lfrn mit "Stn n sn" n Sptzndbt b. RSPKT.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.03.2016
Michael Kokus
David Mayonga
Florian Gudzent, Chris Zehetleitner
Fabian Füss
Arising Empire
41:25
26.01.2016