„Iza“ ist das zweite Album des IZABELLA EFFENBERG TRIOs in der nicht gar so oft anzutreffenden Grundbesetzung Vibraphon (das Effenberg mit vier Schlegeln spielt), Piano und Drums. Manchmal spiel Trommler Czubatka auch Marimbola (ein Lamellophon mit Resonanzkasten, auch Bass-Kalimba oder R(h)umba-Box genannt), und auf den beiden Bonustracks ist Izabella Effenberg am Array Mbirra (auch bekannt als Thumb Piano, Kalimba oder Sanza) zu hören, einem afrikanischen Instrument, das wie eine Mischung aus Glockenspiel, Harfe, Kinderpiano und noch ein bisschen mehr klingt, und trotz seiner kompakten Bauweise eine erstaunliche Basstiefe erreicht. Ergibt kleine gespenstische, jazzige Kinderlieder mit afrikanischem Flair.
Dank des flexiblen Schlagzeugers kann sich Effenberg hauptsächlich dem melodischen Spiel auf dem Vibraphon widmen, harte, stakkatohafte Töne sind nur selten zu hören, meist wenn es experimentell wird wie in den elektronisch ornamentierten „Eis Schuetterung“, „Awakening“ und „Szukam“ (mit Agnes Lepps lasziv hingehauchten Vocals). Doch meist spielt Iza Effenberg gefühlvoll fließende Parts, wobei ein klarer, fester Anschlag verhindert, dass die Musik zu einem wachsweich hüpfenden Jauchzer wird. Pianist Jochen Pfister unterstützt sie kongenial dabei und sorgt gleichzeitig dafür, dass gelegentlich eine klassische Note den wohltemperierten Kammerjazz aufmischt („Fuga“).
Dass afrikanische Einflüsse eine Rolle spielen, dürfte schon bei der Wahl der exotischen Instrumente klar geworden sein, ebenso verbreitet das Album ein gepflegtes Nino Rota-Ambiente, erinnert an dessen traumhaft oszillierenden Soundtracks zu Federico Fellinis Filmen, explizit „Julia und die Geister“. Ergibt insgesamt einen atmosphärisch und spieltechnisch stimmigen Verbund, bei dem aber jeder Musiker des Trios Raum bekommt für solistische Entfaltung, so ist „Nocturne“ ein anmutiges Pianostück, bei dem Effenberg mit dem Vibraphon meist dezent im Hintergrund bleibt oder Jochen Pfister alleine agieren lässt.
FAZIT: „IZA“ ist ein ausdrucksvolles Album auf dem leise Töne vorherrschen, die aber höchst präsent und präzise eingespielt werden. Dabei versäumen Izabella Effenberg und ihre Mistreiter nicht, das Tempo und den Gestus zu verändern, klöppeln druckvoll nach vorne und spielen mit Verfremdungseffekten. Trotzdem bleibt „IZA“ so kohärent wie anheimelnd, klanglich warm und durchsichtig, ein Genuss.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.11.2016
Agnes Lepp (13)
Jochen Pfister
Pawel Czubatka
Izabella Effenberg (vibraphone, array mbira, crotales) Pawel Czubatka (marimbola)
Unit Records/Harmonia Mundi
71:43
14.10.2016