Der Alternative Metal von MELOCO ist hörbar auf USA gebürstet und von dort inspiriert worden, doch speziell gesanglich und auch in Hinblick auf einige kompositorische Einfälle lässt sich einiges an Potenzial in den Nürnbergern erkennen. Noch ist aber nicht alles Gold, was glänzt …
Wohl bemessene Stakkato-Parts zeugen von Klugheit, wo andere sie inflationär einsetzen, gerade in diesem stilistischen Bereich. Fast süßliche Refrains wie im Opener und später immer wieder sind MELOCOs Steckenpferd, ohne dass sie dabei allzu offensichtlich wirken würden. Das Quintett setzt gleichermaßen auf Schreie, Sprechgesang und melodische Lautäußerungen; manchmal wirkt die an sich variable und hingebungsvolle Stimme ein wenig unglaubwürdig (höre das getragene 'Waterfalls'), weil er in puncto Feuereifer zu dick aufträgt, ganz zu schweigen vom einstweiligen Schizo-Gehabe in 'Stay Loco'.
Der Hauptmodus Operandi ist ein treibender ('Compass', 'Her Aroma') in zumeist Radio-freundlichen drei bis vier Minuten. Das stammelnde 'A Plea' gemahnt dann naheliegenderweise an DISTURBED und ähnlich getaktete Amerikaner, wohingegen die über alle Zweifel erhabene Feuerzeug-Hymne 'Path Of Thorns' das späte Highlight der Scheibe darstellt. Zwischendurch findet sich eigentlich kein Aussschuss, wenn auch keine Übersongs, aber die Dancefloor-Keyboards im Titelstück muten eher unschön an, un Metalcore- respektive Death-Metal-Grunts wie im kurzen Finale 'M-E-L-O-C-O' sollte sich die Gruppe tunlichst verkneifen.
FAZIT: Bei "Port Noir" handelt es sich um relativ herkömmliche Massenmotivation im sogenannten "Modern Metal"-Gewand, wobei es MELOCO als deutscher Band ausnahmsweise gelingt, nicht krampfhaft nach Yankee zu klingen. Schreiberisch könnten sie noch ein, zwei Schippen dazupacken, um in eine gehobene Liga aufzusteigen, aber sonst ist alles im grünen Bereich.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.12.2016
Ralph
Tom
Lex, Simon
Chris
Boersma / Soulfood
43:44
02.12.2016