Der israelische Gitarrist und Komponist Michel Sajrawy hat eine bunte Vita als Musiker, schrieb er doch bereits Soundtracks für mehrere Dokumentarfilme, arrangierte Stücke für Theateraufführungen und verzeichnet zahlreiche Karteieinträge als Autor von Radio- oder Werbe-Jingles. In dieser Funktion gehen mehr als 20 Alben auf sein Konto, und sein neustes, aufgenommen im heimischen Nazareth, atmet dezidiert weltmusikalische Luft, dies allerdings ohne die oft damit einhergehenden Klischees.
Er selbst gibt dabei den Ton mit eher "gobalen" Saiteninstrumenten an, während mehrere Gäste für die "exotischen" Tonerzeuger sorgen. Daraus ergibt sich vor dem Hintergrund sorgfältig ziselierter Kompositionen ein farbenfroher Cocktail aus Stilelementen mit einem gemeinsamen Nenner, dem kulturellen Erbe des Mittleren Ostens, ohne den Okzident auszuschließen.
Rhythmus und Melodie, keiner der beiden Bausteine genießt auf "Floating City" einen merklichen Vorrang. Sajrawy verzahnt seine Ideen zu dicht arrangierten, jedoch nicht atemlosen Stücken, die von einer dynamischen Produktion und prägnanten Motivik leben, gleichwohl auch improvisiert wird. Wer nun auch an Klezmer denkt und sich klagende Elegien erhofft, wird ein Stück weit enttäuscht, gleichwohl die Herkunft des Schöpfers eindeutig erkennbar ist.
Das Titelstück und 'On the Road' setzen metrisch Akzente, wohingegen 'Absence' und 'Earth, Wind & Fire' eher zum Schwärmen und Schwelgen einladen. Hierin wird die Weite offenbar, die man als noch nicht vor Ort gewesener Westler im Zuhause der Macher zu finden glaubt, doch wie gesagt: Es handelt sich nicht um ein Album, das entschiedenermaßen oder sogar verkrampft "fremd" klingt. Eine Vermählung vielleicht des Besten aus zwei Welten? Es wäre auch in Hinblick auf die gegenwärtige Lage auf dem Globus nicht das Schlechteste …
FAZIT: Weltmusik, Jazz, Pop, New Age, Progressive Rock und treffsichere Virtuosität - all dies vereint dieses zum Hörer sprechende Album zu einer weltumspannenden akustischen Botschaft, die gleichermaßen intim wirkt und in die Ferne schweift. Entdecken!
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.12.2016
Michel Sajrawy, Sahar Anak
Speredon Radwan, Muhamed Badran
Michel Sajrawy
Loai Abu Sinni
Stas Zilberman
Wassim Odeh (Oud), Suhail Nassar (Qanoun), Wisam Arram (Darbuka)
Hevhetia
56:56
02.12.2016