Zurück

Reviews

SikTh: Opacities (EP)

Stil: Math Metal

Cover: SikTh: Opacities (EP)

Man muss sie ja doch erstmal vorstellen, da sie nun schon längere Zeit aus dem Geschäft sind und ihre Alben zu einer Zeit aufgenommen wurden, da Djent noch nicht von Hipstern Mode getragen wurde. Also: SIKTH sind Gehirnverknoter. Vielleicht die einzig wahren. Ihre Abwesenheit in den letzten Jahren hat gezeigt, dass niemand sonst die Lücke in gleichem Maße zu füllen wusste. Es gab zwar viele Knotenspezialisten, doch irgendwo machten sie ihre artistischen Einlagen alle zur Kunst der metrischen Berechnung. Meshuggah-ismen als gezielte Weiterentwicklung des Progmetal. Bei diesen Briten hier schwang aber seit jeher die Variable ungespielter Unberechenbarkeit mit, als wüssten die Finger auf den Instrumenten tatsächlich nicht, welcher Hit als nächstes geschlagen wird. Als seien all die Muster und Strukturen bloße Zufallsprodukte. Spastische Ausschläger eben, Verrücktheiten im Hutmacher-Stil.

Nun sind sie mit einem Minialbum zurück, das so mini eigentlich gar nicht ist. Die Uhr misst zwar unter 30 Minuten, doch Einsteins Relativitätstheorie stellt sich gegen die schnöden Fakten. Die Suppe ist ganz genauso dicht, wie man es von „Death Of A Dead Day“ und „The Trees Are Dead & Dried Out Wait For Something Wild” in Erinnerung hat.

Gut, vom Zwischenspiel „Tokyo Lights“ hat man nun nicht so viel… eine hysterische Spoken-Word-Nummer mit psychedelischen Verfremdungseffekten, die in einer Art Einschwörungszeremonie aufgelöst wird. Nun ja. Allerdings würde man diese Stimme mit ihrem megafetten Bass gerne mal als Erzählonkel für ein Grusel-Hörspiel erleben.

Davor und danach machen SIKTH aber die letzten fünf Jahre ihrer Abstinenz so ziemlich vergessen. Da hat es alles – Hardcore-Gedresche, Riff-Komplikationen, steile Refrain-Melodien, mongoloides Gebrüll ebenso wie lupenreinen Klargesang. Freunde von PERIPHERY und PROTEST THE HERO dürften schon beim Opener vor Freude in die Windeln machen, werden doch all deren Trademarks hier konsequent versikth.

Auch nicht schlecht: „Philistine Philosophers“ mit seinen schwurbeligen Läufen zu Wayne-Static-Gedächtnis-Vocals in den Strophen (irgendwie vermisst man den Mann ja schon) und Himmelsgriffen im Refrain.

„Under The Weeping Moon“? Hart, schnell, um dann das Langsame zu betonen, ein MNEMIC-Chorus aus der Zeit, als die Dänen noch nicht so poppig waren.

Spätestens, dass der Gesang auf „Walking Shadows“ streckenweise leichte IN FLAMES-Tendenzen entwickelt (wohlgemerkt wieder nur im Refrain; ansonsten erinnert er eher an einen Irrenanstaltsinsassen), sollte seine Variabilität endgültig unter Beweis stellen und damit die des gesamten Songwritings, wobei der Song selbst mehr zu bieten hat als deren letzte drei Alben zusammengerechnet. Nur „Days Are Dreamed“ lässt es am Ende etwas ruhiger angehen und walzt auch mal mit Ambientspuren alles gleich.

FAZIT: Äh, tja, nun… willkommen zurück?

Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.02.2016

Tracklist

  1. Behind The Doors
  2. Philistine Philosophies
  3. Under The Weeping Moon
  4. Tokyo Lights
  5. Walking Shadows
  6. Days Are Dreamed

Besetzung

  • Bass

    James Leach

  • Gesang

    Mikee W. Goodman, Justin Hill

  • Gitarre

    Dan Weller, Graham "Pin" Pinney

  • Keys

    Dan Weller

  • Schlagzeug

    Dan "Loord" Foord

Sonstiges

  • Label

    Peaceville (Edel)

  • Spieldauer

    27:36

  • Erscheinungsdatum

    22.01.2016

© Musikreviews.de