THEOCRACY gehören von jeher zu den vielen Melodic-Metal-Bands mit Prog-Einschlag aus der zweiten Reihe, die hinter SYMPHONY X oder EVERGREY wenig reißen können und konnten. Daran ändert vermutlich auch ihr neues Album "Ghost Ship" nichts, obwohl es einmal mehr gehobene Genre-Kost (fünf Euro ins Phrasenferkel) bietet.
Der Euro-Metal-Tralala von 'Paper Tiger' (STRATOVARIUS lassen grüßen) stellt die Weichen für die Gesamtstimmung der Platte: energetisch, nie allzu düster und vor allem zu keinem Zeitpunkt unberechenbar. THEOCRACY mögen sich zahlreicher Wendungen behelfen (höre das zehnminütige Finale 'Easter' und eine ordentliche Härte an den Tag legen wie im ballernden Highlight 'The Wonder Of It All' (mehr davon), regen aber nicht zu intensiver Beschäftigung mit ihrer inhaltlichen Materie ein, weil ihre Musik über hochwertiges Handwerk nicht hinausgeht.
Nicht dass "Ghost Ship" bar jeglicher Emotionen wäre oder man der Band ihre Lauterkeit als Künstler mit Mitteilungsbewusstsein absprechen würde, doch ihre Kompositionen sind Lippenbekenntnisse in klagloser Ausführung und muten allzu glatt an. Vielleicht würde den Musikern weniger Souveränität in dem, was sie tun, nicht schaden. Der einzige Fauxpas geringfügiger Art ist eigentlich nur der Schlager-Groove mit Eurodance-Refrain im Titelstück. Ansonsten darf man …
FAZIT: … als Melodic-Metal-Fan mit Hang zu Hymnen bedenkenlos zugreifen. Ob THEOCRACY mit "Ghost Ship" ihr eigenes Meisterwerk abgeliefert haben, mögen andere beurteilen; eine mehr als solide Szene-Platte ist es unbedingt.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.10.2016
Jared Oldham
Matt Smith
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Ulterium
54:52
28.10.2016