Auf ihrem zweiten Album bauen WYRUZ die solide Plattform, die sie sich mit ihrem Einstand erarbeitet haben, dank eines Mehrs an Virtuosität und durch gedrungener wirkendes Songwriting aus. Der ausgefeilte Thrash der Norweger besteht locker im gegenwärtigen Extrem-Geschehen, weil er spielerisch Einflüsse aus dem Death wie Black Metal geltend macht.
Vegar Larsen ist ferner ein Frontmann mit Ausstrahlung, dessen bissiges Organ so gar nichts von den üblichen Blök-Schafen hat. Man versteht seine Texte klar und deutlich, nimmt ihm den Zorn ab und hört obendrein gespannt bei dem zu, was er zu sagen hat. Nicht dass "Judge And Jury" ein ausgesprochen tiefsinniges Werk wäre, was seine Thematik betrifft, doch die Intention dahinter, dass Musiker überhaupt Texte schreiben, ist auf diesem Album so gut spürbar wie leider nicht immer gerade in diesem Bereich.
Eingängige Refrains sind ebenso WYRUZ' Steckenpferd wie ausufernde Leads ('Cripple the Slaves'!), die dennoch kein einziges Stück zerfasern. Das sieht man allein schon daran, dass kein Stück länger als fünf Minuten dauern. Dabei reussiert die Gruppe sowohl im Eiltempo ('Desolation') als auch in der Disziplin Plattwalzen ('Limitations'). So kommt es, dass man trotz aller Aggression selten den Eindruck gewinnt, der Scheibe mangle es an Dynamik, zumal die Produktion im gegebenen Rahmen natürlich wirkt, speziell was das rasante Schlagzeug angeht.
FAZIT: Alles in allem ist "Judge And Jury" ein definitiver Fortschritt für WYRUZ, auch wenn der Band bisher die Hits fehlen, melodische Hooks hin oder her. Thrash aus Norwegen geht aber momentan nicht besser, wobei man sich - würde der Sänger "schöner" intonieren - an die frühen SCARIOT erinnert fühlt.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.10.2016
Atle Sjørengen Johannessen
Vegar Larsen
Vegar Larsen, Kim Nybakken
Kenneth Skårholen
Battlegod
51:31
30.09.2016