"As it should have been" - darüber machen sich wohl nicht nur großdeutsche Klappspaten an verregneten Wochenend-Vormittagen Gedanken. Für derartiges Lazy-Day-Sinnieren liefert AMANTRA sicherlich den richtigen Soundtrack: Shoegaze mit prominenten elektronischen Beats und Dark-/Synth-Wave-Einsprengseln, passenderweise erschienen auf dem Label von Justin Broadrick.
Die schon griffbereite Sentenz, dass das Projekt von Thierry Arnal mehr sei als nur ein melancholisch-verschleierter Stille-Killer, gerinnt während den beiden ersten, eher bemühten und wenig-sagenden Songs beinahe in der Feder.
Der Sound von AMANTRA ist bestimmt von simplen, langsamen, repetitiven Riffs, vernebelt von Reverb und Distortion. In diesen Waberteppich fließen Synthflächen ein, Melodien kräuseln sich an der Oberfläche, bisweilen um (mehrstimmigen), JESU-haften Gesang ergänzt. In hartem Kontrast dazu stehen die kalten und nachdrücklich maschinellen, monotonen Beats, die das freie Fließen in ihrer beabsichtigen Unsexyness auf den ersten Blick behindern, tatsächlich aber einen nötigen Ankerpunkt und irdische Lebendigkeit darstellen bzw. erzeugen.
Sein schon auf dem Debüt unter Beweis gestelltes Potential und Können beweist Arnal aber (ausgerechnet) erst mit dem aufgeplusterten, farbenfrohen GODFLESH-Cover "The Internal", dessen massiger Beat den Bauch und atmosphärische Ausgebreitetheit den Kopf massieren.
Weiter vom Original entfernt ist das (Überraschung) JESU-Cover "We All Faulter", das gelungenerweise in eine Dreampop-Richtung tendiert. Auch "Kingdom" weiß zu gefallen, außergewöhnlich fällt "Down" aus und bleibt als eine von angsty Synth-Klängen umwobene bedrohlich-düstere Meditation positiv in Erinnerung.
Bevor das Album schmerzvoll-schön und recht aufgeräumt mit "Over" endet, wartet als Höhepunkt noch "Yourself": Aus fluktuierenden Augenwinkel-Tonfolgen schält sich beinahe majestätisch ein introvertierter Triumphzug, der vor allem durch seine verhältnismäßig klare Flüstergesangs-Leistung gefällt und sich mit einer Prägnanz dartut, die den anderen Songs bisweilen fehlt.
FAZIT: Wer gern auf seine Converse-Schuhe starrt, sollte einen Blick durch diese Milchglasscheibe wagen. Im Vergleich zum Debütalbum wirkt "As It Should Have Been" zwar sehr wohl stimmungsvoll und unlangweilig, aber ein wenig im eigenen Sound verloren.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.09.2017
Thierry Arnal
Avalanche Recordigns
41:44
22.03.2017