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Fury In The Slaughterhouse: 30 – The Ultimate Best Of Collection

Stil: Indie-, Alternative- und Geburtstags-Rock der Spitzenklasse

Cover: Fury In The Slaughterhouse: 30 – The Ultimate Best Of Collection

Es reitet tatsächlich wieder!
Unser FURY, von dem wir schon glaubten, es wäre IN THE SLAUGHTERHOUSE auf Nimmerwiedersehen endgültig zu musikalischen Pferde-Schinken und -Filets verarbeitet worden. Na ja, <a href="https://www.youtube.com/watch?v=4hIpywjUiCQ" rel="nofollow">mit 30 gehört ein Pferd eben nicht nur zum extrem alten Eisen</a>, sondern auch auf den Schlachthof. Außer natürlich man liebt es von ganzem Herzen und beschert ihm einen friedlichen Lebensabend auf einer wunderschönen Wiese. Und eins ist klar, wer sich einmal in die wunderschönen Klangwelten von FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE verliebt hat, der wird sie nicht mehr missen wollen, ihnen einen besonderen Platz in seinen Ohren und Herzen einräumen und <a href="https://www.youtube.com/watch?v=9-XuGCL24v4" rel="nofollow">ihren wohl klingenden Lebensabend</a> gemeinsam mit ihnen genießen.
Und wie kann man so etwas am besten tun?
Man wirft dem Pferdchen und seinen Freunden ordentlich Musik-Futter vor. Was bietet sich da zur Erinnerung an bessere Zeiten nicht besser an als eine (wirklich außergewöhnlich gute) Zusammenstellung der besten Titel, die FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE je hervorgebracht hat und nennt den Futternapf <a href="https://www.youtube.com/watch?v=JEfZk7tizOE" rel="nofollow">„30 – The Ultimate Best Of Collection“</a>!?!?
Und damit die Speisen nicht zu abgestanden, abgedroschen oder vom Geschmack her viel zu bekannt erscheinen, füllt man in den dicken Futternapf aus zwei CDs in einem dicken Digipak gleich noch eine niegel-nagel-neue dritte CD mit richtig gutem Frischfutter hinzu. Auch wenn die „The Last Order“-Portion nicht ganz so groß ist, schmackhaft ist sie allemal – so, wie wir es eben bei FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE in den letzten 30 Jahren gewohnt sind. Auch wenn die Knochen ein bisschen brüchig und von Arthrose angefressen sind, sie laufen trotzdem noch deutlich besser, als all der kackige Zick-Zack-Radio-Schrott der jungen Musik-Casting-Ponys, auf die in ein paar Jahren unweigerlich der Schlachthof wartet.

Nun also wird aus Anlass des 30jährigen Band-Geburtstags Fury wieder aus dem Schlachthof geholt, erneut mit einer „Best Of“ der absoluten Extraklasse – kaum zu glauben, was für unheimlich großartige Songs voll hypnotischer Melodien FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE in ihrer nunmehr dreißigjährigen Geschichte geschaffen haben - aufgesattelt und mit einer zusätzlichen niegelnagelneuen EP an die Zügel gelegt, damit der musikalische Ritt wieder so richtig beginnen und vom Trab in den Galopp übergehen kann.

Die Zusammenstellung der „alten“ Stücke auf den ersten beiden CD‘s ist über jeden Verdacht erhaben und natürlich fehlt auch der Song nicht, der den Kritiker beim erstenmal Hören schlichtweg aus den Socken gehauen hat: <a href="https://www.youtube.com/watch?v=8qnz1RhXhbE" rel="nofollow">„Every Generation Got Its Own Diseas“</a>. Noch größere Begeisterung kommt zugleich auf, wenn man genau mit dieser bedrohlichen Wohlstands-Hymne, hinter der die durch uns selbst provozierten Generationskrankheiten schlummern, „The Ultimate Best Of Collection“ eröffnet!
Alle Songs sind klug gewählt und einfach großartig. Natürlich werden dabei (fast) alle Alben von 1987 bis 2008 berücksichtigt und es sind alle acht Singles von <a href="https://www.youtube.com/watch?v=ZdOXUgksJqg" rel="nofollow">„Radio Orchid“ (1993)</a> bis <a href="https://www.youtube.com/watch?v=QJqFraAavU0" rel="nofollow">„Are You Real?“ (2000)</a> komplett vertreten. Dazu gibt‘s noch ein 12seitiges Booklet mit raren Band-Aufnahmen aus allen Zeit-Etappen.

Die größte Neugier wird aber sicher die dritte CD, die es leider mit ihren 33 Minuten nur auf EP-Länge gebracht hat und deshalb bewusst als „EP The Last Order“ ausgewiesen ist, wecken. Und sicher werden viele, wenn sie die Scheibe endlich in ihrem Player rotieren haben, in Begeisterungsstürme ausbrechen, denn FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE klingen so, als wären sie nach ihrer Abschiedstournee im Jahr 2008 nie weg gewesen und begeben sich zurück in ihre erfolgreichste musikalische Vergangenheit – nämlich die der 90er-Jahre, wobei sie besonders die ruhigeren Töne bevorzugen. Aber natürlich keine altersweisen Töne, selbst wenn sie auf dem das Album eröffnenden Song <a href="https://www.youtube.com/watch?v=nHkm2UEliAU" rel="nofollow">„30 (It‘s Not Easy)“</a> auch traurig auf den Tod von DAVID BOWIE einen Blick zurück werfen.
Wem kommt da nicht zugleich der Fury-Kult-Song <a href="https://www.youtube.com/watch?v=vTfPz008ndo" rel="nofollow">„When I‘m Dead And Gone“</a> oder gleichermaßen ihre <a href="https://www.youtube.com/watch?v=brg4Pn3ZU8k" rel="nofollow">„One Way Dead End Street“</a>, die beide auf der ersten CD dieses dicken Dreifach-Digipaks enthalten sind, in den Sinn?

„Love Has Gone Home“ klingt nach klassischer Americana-Ballade mit begnadeter E-Gitarrenbegleitung, die fast so eine Art „zweite Stimme“ übernimmt, während „My Personal Everest“ recht düster ein paar Querverweise zur „Mono“-Zeit (1992) herstellt.

Mit <a href="https://www.youtube.com/watch?v=P_2xqnwS5yw" rel="nofollow">„Dance On The Frontline“</a> erklingt dann genau der Fury-Song, der, wenn es nicht mit dem Teufel oder einem üblen Schlächter zugeht, zu einem echten FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE-Evergreen werden müsste. Ganz ruhig, verhalten, fast ein wenig schmalzig beginnt dieser Tanz an der Frontlinie – und, huch, kommt einem bei solchem Titel nicht Bowies „Heroes“ in den Sinn, der sich küssend an die Mauer stellte, während Schüsse in die Luft peitschten – und nimmt dann gehörig an Fahrt auf, während uns diese ständig wiederholte Hookline nicht mehr aus dem Ohr geht. Und weil das Gehörte zu gut war, um es nur einmal zu hören, schließt die EP dann mit einer remixten Version von „Dance On The Frontline“ ab.
Zuvor aber würde „The Last Order“ jeder halbwegs anspruchsvollen Radiostation als veritabler Hit gut zu Gesicht stehen, auch wenn oder gerade weil es „Time To Wonder“ ähnelt und für „Words“ wird mal wieder die Mandoline ausgepackt, um eine wenig Country-Folk-Americana-Atmosphäre zu verbreiten.
Danach wird beim Remix von „Love Has Gone Home“ die Americana-Atmosphäre mit schweren elektronischen Klangwolken verdüstert und eine dunkle Musik-Wolke zieht über den Köpfen der Hörer auf, wobei zum Glück nicht auf die „singende Gitarre“ verzichtet wird, bis der letzte Tanz an der Grenzlinie die EP eindrucksvoll beendet. Richtig gut gemacht. Hätte man das nach so langer Funkstille noch erwartet?
Eigentlich nicht!
Eine angenehme Überraschung eben, dass unser Fury wieder reitet!

FAZIT: Leute, wie die Zeit vergeht! FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE wird 30 und sie beschenken sich und ihre Fans, aber vielleicht auch viele Noch-Nicht-Fans mit dieser gelungenen Zusammenstellung ihrer besten Songs auf zwei CDs und einer dritten EP-CD, die nagelneue Aufnahmen allererster, typischer 90er-Jahre-Fury-Güteklasse präsentiert, die allesamt beweisen, dass die Bands nicht im entferntesten ihre Musikleidenschaft und das Gespür für grandiose Songs sowie wunderbar zu Herzen gehende Melodien verloren haben.
Herzlichen Glückwunsch zum 30.!!!

Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.03.2017

Tracklist

  1. CD 1 (65:59):
  2. Every Generation Got Its Own Diseas
  3. Come On
  4. Radio Orchid
  5. Milk And Honey
  6. Then She Said
  7. When I‘m Dead And Gone
  8. Hello And Goodbye
  9. One Way Dead End Street
  10. Dancing In The Sunshine Of The Dark
  11. Everything I Did
  12. Time To Wonder
  13. Kick It Out
  14. Riding On A Dead Horse
  15. Bring Me Home
  16. Seconds To Fall
  17. CD 2 (58:37):
  18. Are You Real
  19. Won‘t Forget These Days
  20. Trapped Today, Trapped Tomorrow
  21. Brilliant Thieves
  22. Protection
  23. Homesick
  24. Starless
  25. All The Young Dudes
  26. Down There
  27. Midnight Rider
  28. Goodbye, So Long
  29. Haunted Head And Heart
  30. She‘s A Star
  31. Dear Prudence
  32. Things Like This
  33. CD 3 = „The Last Order“-EP = (33:13):
  34. 30 (It‘s Not Easy)
  35. Love Has Gone Home
  36. My Personal Everest
  37. Dance On The Frontline
  38. The Last Order
  39. Words
  40. Love Has Gone Home (Remix by ROM)
  41. Dance On The Frontline (Puntillas-Remix by ROM)

Besetzung

  • Bass

    Christian Decker

  • Gesang

    Kai Wingenfelder, Thorsten Wingenfelder, Christof Stein-Schneider, Gero Drnek, Christian Decker

  • Gitarre

    Thorsten Wingenfelder, Christof Stein-Schneider, Kai Wingenfelder, Gero Drnek

  • Keys

    Gero Drnek, Christian Decker

  • Schlagzeug

    Rainer Schumann

Sonstiges

  • Label

    Sony Music / Starwatch Entertainment / Fury GbR

  • Spieldauer

    157:49

  • Erscheinungsdatum

    10.03.2017

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