Der frankophone Raum ist warum auch immer längst zu einem Garanten für anspruchsvolle elektronische Klänge mit dem Zeug geworden, Massen zu bewegen, und was dies angeht, sind KID FRANCESCOLI aktuell eine der ersten Adressen. Das Duo steht quasi auf den Schultern von Riesen (AIR, DAFT PUNK) und schüttelt sich dennoch einen ziemlich eigenen Cocktail zurecht.
Wattebausch-warme Beats,treibende Parts im Einklang mit Ruhepausen und harmonisch oft eigensinnigen Segmenten sowie eine insgesamt traumhafte Anmutung - durch all dies tut sich "Play Me Again" hervor, was die genauere Einordung der Musik über das Etikett "Electro" hinaus erschwert, aber muss das überhaupt sein?
Der Franzose Mathieu Hocine und die Amerikanerin Julia Minkin - vielleicht die ideale Kombinaton in Hinblick auf ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen gerade in der Musik oft zu grell konstrastiert dargestellter Gegensätze. Jedenfalls steht KID FRANCESCOLI auf diesem vierten Album so ausdrücklich wie nie zuvor für das Beste zweier Welten: fragil und kraftvoll zugleich, sowohl impulsiv als auch bedächtig und dabei wie gesagt potenziell mehrheitsfähig.
Dies wohlgemerkt trotz unterschwelliger Wehmut bei allgemein tanzbarer Ausrichtung und entgegen diverser Anlehnungen an progressiven Hip Hop … Vielleicht liegt es gerade am sachkundigen Produzenten Simon Henner (u.a. HUSBANDS), der die vielen Einflüsse und Stimmungen nachvollziehbar bündeln konnte, dass "Play Me Again" so kompakt wirkt und nach kurzer Zeit der Beschäftigung mit den Tracks zu einem mittelschweren Dauerbrenner avanciert. Anspieltipps: der Ohrwurm 'The Player', das verschlungene 'Emma' und das geradezu episch monotone 'Moon', dessen Sogwirkung man sich nicht entziehen kann.
FAZIT: Eine gemischtgeschlechtliche Chose mit maskuliner wie femininer Note im besten Sinn, nämlich ohne belehrenden Wink mit dem Gleichberechtigungs-Zaunpfahl. KID FRANCESCOLI sind nicht politisch und müssen darum auch nicht in irgendeiner Weise intellektuell rezipiert werden, gleichwohl sie für sich genommen intelligente Kunst schaffen - bloß eben für ein breites Publikum, zu dem man sich unweigerlich selbst zählt, wenn man erst einmal in den Bann der zwei Macher gerät. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/72228c5063984a4c84aec045fe868887" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.09.2017
Yotanka / PIAS
38:00
29.09.2017