Hardcore mit metallischer Legierung kann etwas Wunderbares sein, möchte man sich mal so richtig abreagieren, bloß dar die Mischung dabei nichts Machohaftes beinhalten, denn dies dämpft den authentisch kathartischen Effekt ebenso wie Klargesangsrefrainzuckerguss.
Bei KOLARI herrscht ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen beiden Stilen, und weder der eine noch der andere wird von der Band missverstanden. Sie klingt kernig, aber nicht prollig, und schimpft wie ein Rohrspatz, was jedoch nicht aufgesetzt anmutet. Besonders schön dabei: Auf sich schwülstig überschlagende Vocals darf man praktisch völlig verzichten.
Während der kurze Punkrocker 'Pay the Rant' wahrscheinlich auf die Wurzeln der Musiker verweist, steht der düstere Videotrack 'Mainline Your Job' außer Konkurrenz, was seine Intensität betrifft, und stellt die Vorzüge von KOLARI wie kein zweiter Track des Albums gebündelt zur Schau: Auf und nieder gehende Rhythmen bzw. abgehackte Grooves abseits des überbordenden Stakkato-Einerleis nicht weniger Metalcore-Vertreter und unzweideutige Bezüge zum alten NYHC ohne "tough guy"-Gehabe.
Spielerisch tut sich die Combo zudem durch spritzige Einfälle und leicht von der Genre-Norm abweichende Kniffe hervor, womit nicht nur die hier und dort eingesetzten Flageolet-Licks gehören. In seiner Gesamtheit ist "Fear / Focus" ohnehin ein Kunststück, denn den Machern ist ein eigentlich sehr konventionelles, aber frisches Album für eine klar umrissene Klientel gelungen, das dennoch in keiner Weise konstruiert anmutet.
FAZIT: KOLARI adeln sich mit "Fear / Focus" selbst zu einem der führenden deutschen Acts in Sachen Metal-Hardcore (um nicht Metalcore zu sagen und missverstanden zu werden). Die Band scheißt auf Kalkül und trägt ihre Wurzeln genauso auf der Zunge wie ihr Herz. So unkompliziert kann man zum Prädikat "Gut" gelangen.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.08.2017
Sportklub Rotter Damm
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