Die tragischen Umstände, die zur Gründung von MEMORIAM führten, sollten allseits bekannt sein. R.I.P. Martin „Kiddie“ Kearns.
Die Vorschusslorbeeren für MEMORIAM sind allein schon wegen Sänger Karl Willetts hoch, der von vielen als vielleicht „der“ Death-Metal-Sänger angesehen wird. Aber Willetts hat auch den ehemaligen BOLT-THROWER-Drummer Andrew Whale aktiviert und BENEDICTION-Bassist Frank Healy und den CEREBRAL-FIX-Gitarristen Scott Fairfax an Bord geholt. Das verspricht natürlich ein Old-School-Death-Metal-Brett erster Kajüte, oder?
Wer nun auf eine Weiterführung der BOLT-THROWER-Groove-Walze gehofft hat, wird von MEMORIAM enttäuscht sein. Die Ähnlichkeiten zu jenen sind zwar genauso unüberhörbar wie die zu BENEDICTION, wenngleich nicht so prägnant, dass man von einem Duplikat sprechen könnte. Gerade im Mid-Tempo rollt man gelegentlich ganz ordentlich, dann der klassische Break, die Gitarre gibt vor und weiter geht`s. Immer wieder schön.
Aber MEMORIAM kochen schon ihr eigenes Süppchen und sind eher verdammt alte Schule mit simplen Riffs und Strukturen, quietschenden Schweinetönen und häufig einem beinahe punkigem Unterton. Karl Willetts klingt deutlich heiserer und dreckiger als bei BOLT THROWER, aber nicht weniger tief. Sein Sprechgesang ist unverkennbar und auch hier prägend, wenngleich das Kriegsthema wider Erwarten gelegentlich verlassen wird.
Aber der Funke springt schnell über und man muss MEMORIAM attestieren, bei allem Rückblick auf Glanztaten in anderen Bands auch hier zu überzeugen. Und zwar dadurch, dass sich hier niemand etwas beweisen muss, sondern einfach das tut, was er am liebsten macht: Schönen alten räudigen Death Metal ohne Firlefanz oder überzogenen Anspruch spielen.
FAZIT: Hohe Erwartungen erfüllt.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.03.2017
Frank Healy
Karl Willetts
Scott Fairfax
Andrew Whale
Nuclear Blast
43:36
24.03.2017