Am 24. August 2016 herrschte in Japan der musikalische Ausnahmezustand, denn MICHAEL SCHENKER eroberte die japanische Hauptstadt <a href="https://www.youtube.com/watch?v=jdZQ0m5jO_Y" rel="nofollow">mit einem Konzert und den fast identischen Musikern</a>, wie er es 1982 bereits bei „One Night At Budokan“ getan hatte und ließ die frühen Jahre mit deutlich gealterten – und leider im Falle von GARY BARDEN und GRAHAM BONNET auch nicht mehr sehr beeindruckend singenden – Bandmitgliedern wiederaufleben. Was der ehemalige SCORPIONS- und UFO-Gitarrist aber an seiner Gitarre bot, klang genauso frisch und unverbraucht wie eh und je und genauso wild und leidenschaftlich wie bereits vor 40 Jahren.
Im Tokioer International Forum feierten ihn dafür auch mehr als 5000 begeisterte Anhänger seiner Musik, von denen dem Alter nach zu vermuten ist, dass einige wohl auch schon bei Schenkers Budokan-Konzert mit dabei waren. Die durften sich nun die 35-Jahre-später-Konzert-Kopie zum Vergleich anhören. Hard Rock, noch immer auf der Höhe seiner Zeit.
Mit ein wenig gemischten Gefühlen verfolgt man jedenfalls die fünf ersten, höchstens mittelmäßigen Gesangstitel mit Gary Barden, bis dieser sich nach „Armed and Ready“ von der Bühne verabschiedet und GRAHAM BONNET die Bühne überlässt, aber nicht bevor die Band das SCORPIONS-Instrumental „Coast To Coast“ von „Lovedrive“ - dem Album mit der nackten „Kaugummi-Brust“ - abgefeuert hat. Dabei macht sich ein wenig das Gefühl, welches nach Bonnet sogar zum Wunsch wird, breit, dass deutlich mehr Instrumentales und viel, viel weniger Gesang dem Konzert besser getan hätten. Doch bereits nach „Dancer“ verlässt auch Bonnet schon nach zwei Titeln die Bühne, allerdings nicht bevor alle drei Sänger ein gruseliges Trio-Sanges-Debakel anbieten, für den letzten und zugleich besten Sänger der Runde, ROBIN McAULEY, der wieder durch ein Instrumental - „Captain Nemo“ vom 83er-„Built To Destroy“-Album der MICHAEL SCHENKER GROUP - seinen Übergang zum Solo-Sangesteil erhält.
Den Konzertabschluss bilden dann gleich drei Titel von UFO, von denen die ersten beiden, „Shoot Shoot“ und „Rock Bottom“, zum Glück noch von McAuley solo gesungen werden, bis das unverwüstliche „Doctor Doctor“ dann wieder den flotten Vokal-Dreier mit dem Hang zu besonders schrägen Tönen aufweist.
Aber unter dem Aspekt der historischen Bedeutsamkeit dieses sehr ungewöhnlichen und unglaublichen Zusammenkunft der Musiker für diesen ungewöhnlichen Auftritt in Tokio verzeiht man den einen oder anderen schiefen Ton nur zu gerne.
FAZIT: In ausgezeichneter Bild- und Tonqualität präsentiert uns die BluRay bzw. DVD das „Fest“-Konzert von MICHAEL SCHENKER am 24. August 2016 im Tokioer International Forum vor über 5000 Fans, welches sich deutlich an dem 35 Jahre zuvor stattgefundenen MSG-Konzert „Live At The Budokan“ orientiert. Hier treffen Schenkers Hard-Rock-Vergangenheit und Hard-Rock-Gegenwart aufeinander, bei dem die Instrumentalisten allesamt brillieren, die Sänger allerdings dieses Niveau nicht zu halten vermögen.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.06.2017
Chris Glen
Gary Barden, Graham Bonnet, Robin McAuley
Michael Schenker, Steve Mann
Steve Mann
Ted McKenna
inakustik
157:00
19.05.2017