Ingo Lechner und Bernhard Pricha haben den etwas ungelenken Namen MIGHTY STEEL LEG EXPERIENCE als Banner für ihre Musik gewählt - vielleicht bewusst deshalb, um nicht mit dem Zaunpfal zu winken, was ihre stilistische Ausrichtung betrifft, doch lassen wir die Katze zum Zwecke dieses Textformats aus dem Sack, bei dem es sich schließlich um den Versuch einer Rezension handelt: "The Heartbeat Agency" bietet Indie-affinen Folk im Rahmen von Kompositionen, mit denen die Schöpfer nicht den direkten Weg gewählt haben.
Die swingenden Tracks 'Back in Town' und 'See Me Go', das fast rockige 'Blame' mit schrulligen Keyboards oder 'Back' mit Vibrafon-Sounds, das diesen zum Trotz ein wenig an COLDPLAY erinnert, das dunkle 'People Come and Go' oder das ganze zarte Doppel aus 'The Heartbeat Agency' und 'Morning Bender', das gemeinsam mit der Liebeshymne 'Stay am stärksten Richtung Folk-Purismus ausschert - sie alle zeugen aufs Deutlichste vom Einfallsreichtum des Duos, das dennoch darauf bedacht zu sein scheint, einen einheitlichen Eindruck zu hinterlassen.
Dies geschieht nicht zuletzt dank des Gespürs der beiden Macher für sowohl eingängige Melodien als auch deren Einbettung in rasch nachvollziehbare Strukturen, die trotzdem auch langfristig bei der Stange halten. MIGHTY STEEL LEG EXPERIENCE bleiben interessant bis zum bimmelnden Abschluss 'I Will Try for You', der wie ein Schlaflied anmutet … was aber definitiv positiv gemeint ist.
FAZIT: Im Zeitspektrum zwischen jeweils drei und fünf Minuten spielen sich auf "The Heartbeat Agency" musikalische Ereignisse ab, die sich von dünnem Stimmchen vorgetragen und einstweilen mit E-Drums unterlegt so aufregend gestalten, wie sie rein akustisch zunächst einmal gar nicht sind. Zwischen wurzeltreuem Folk und ein bisschen US-amerikanischem College Rock verschmelzen MIGHTY STEEL LEG EXPERIENCE Intellekt und Bauch zu einem stimmigen Ganzen, das gerade in puncto Groove ungemein locker daherkommt. Klare Hits, sollte man sie suchen, bleiben die zwei Herren indes schuldig, was man aber nicht miesmachen muss … schon gar nicht wegen der findigen Texte von Ingo Lechner.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.11.2017
Eigenvertrieb
46:33
03.11.2017