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Orpheus Nine: Transcendental Circus

Stil: Progressive Rock

Cover: Orpheus Nine: Transcendental Circus

Die Anfänge von ORPHEUS NINE reichen zurück nach New Jersey ins Jahr 2005. Damals noch Jason Kresges Soloprojekt, wuchs die Band erst zum Duo, anschließend weiter zum Quartett, wobei der ursprüngliche Drummer Daniel Nydick 2012 ausschied und von dem bis heute aktiven Mark DeGregory ersetzt wurde. Das passt, denn DeGregory gibt mit Bassist Tony Renda eine anspornende Rhythmusfraktion ab, die den komplexen Läufen Jason Kresges den richtigen Schmiss gibt.

Matt Ullestad an der Gitarre bekommt zwar auch ordentlich etwas zu tun, doch Chef im kunterbunten Ring ist eindeutig der Tastenspezi Kresge. Womit wir beim Album wären. „Transcendental Circus“ ist tatsächlich das Debüt der Band, schlappe zwölf Jahre nachdem der erste Laut von sich gegeben wurde. Man hört, dass sich viele Ideen und Material en masse angesammelt haben, und dass die Combo exzellent aufeinander eingespielt ist. Live bringen sie locker GENESIS, EMERSON, LAKE & PALMER oder RUSH in ihrem Programm unter, doch die eigenen Nummern, mit dem knapp 22-minütigen Titelstück im Zentrum, haben es auch in sich.

Das birst beinahe über vor Ideen und Sperenzchen der unterhaltsamen Art. Da kann unbedarfteren Zeitgenossen schon mal der Überblick verloren gehen, im Gegensatz zum Quartett selbst, das selbst im dichtesten Gedränge Zusammenhang und –halt nicht aus den Augenverliert. Heißt, für bedarfte Hörer gibt es viel zu entdecken.

Auf „Transcendental Circus“ wird Progressive Rock mit einer Lust und Freude zelebriert, die ansteckend ist. Dem Albumtitel entsprechend wird vor Vaudeville- und Zirkusorchester-Elementen nicht zurückgeschreckt. Jazz-Rock findet sich ebenso spielerisch ein (unter anderem und besonders auf „International Clown Festival“) wie Klassik (im epischen „The Fall Of The House Of Keys“). Dazu gibt es Reminiszenzen an Anthony Phillips, GENTLE GIANT („Swimming In Our Four O’Clock Tea“) bis hin zu zappaeskem Wahnsinn („Bat Boy Lives! - I Saw Elvis!“). Die bereits oben erwähnten Prog-Größen sind natürlich auch gegenwärtig wenn es darauf ankommt (RUSH noch am wenigsten, E,L & P dafür umso mehr). ORPHEUS NINE gelingt sogar ein Kunststück, an dem Steve Hackett mehrfach grandios gescheitert ist: Blues und Prog zu vereinen. „No Illusions“ kriegt das fabelhaft hin.

Ebenso im Kreis der Anverwandten sind (die frühen) BEGGARS OPERA, was hauptsächlich daran liegt, dass Jason Kresge am Mikrophon an Martin Griffiths erinnert. Eigentlich mehr noch an dessen wohlgeratenen Sohn Philip. All diese Spurenelemente sind wahrnehmbar, dennoch bleiben ORPHEUS NINE eine eigene Marke in ihrem „Transcendental Circus“.

FAZIT: Mit ihrem Debüt haben ORPHEUS NINE in die Vollen gegriffen und teilen reichlich aus. Fünfundsiebzig Minuten packend zu füllen ist keine einfache Sache, doch das gelingt der „Transcendental Circus“-Aufführung auf ganzer Linie. Ein breitgefächertes Keyboard-Arsenal, das sich weiträumig Gehör verschafft, knackiger Bass, treibende Drums und ein einfühlsamer, stellenweise prägnanter Gitarrist sorgen für viel Abwechslungsreichtum. Das hat Witz, Polyrhythmik und gekonnte Anspielungen, wird beizeiten ernst und ein bisschen romantisch („Sandcastles“), Peinlichkeit bleibt außen vor. Bleibt zu hoffen, dass noch genügend Pulver für kommende (Feuer)werke übrig ist.

PS: Und wo das Album von Freunden guten Progrocks gekauft wird, ist ja eigentlich klar, <a href="https://www.justforkicks.de/detail.asp?sid=445902M66N249N76N76&uid=0&id=25000&lid=1" rel="nofollow">genau hier mit einem Klick</a> und nicht bei...

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.12.2017

Tracklist

  1. Of Zygotes and Grace Notes
  2. Eightfold Way
  3. Fetish
  4. Hand of Make-Believe
  5. No Illusions
  6. Age of Rhyme and Reason
  7. Transcendental Circus I: Barcarolle of Bedlam
  8. Transcendental Circus II: Hallowed Playground
  9. Transcendental Circus III: Intergalactic Clown Festival
  10. Transcendental Circus IV: Swimming in Our Four O’Clock Tea
  11. Transcendental Circus V: Not Within the Memory of Elephants
  12. Transcendental Circus VI: Freak Tent Mausoleum
  13. Reaper’s Carousel
  14. Sandcastles
  15. The Fall of the House of Keys

Besetzung

  • Bass

    Tony Renda

  • Gesang

    Jason Kresge, Tony Renda, Mark DeGregory

  • Gitarre

    Matt Ullestad

  • Keys

    Jason Kresge

  • Schlagzeug

    Mark DeGregory

Sonstiges

  • Label

    Prog Cabin Records/Just For Kicks Music

  • Spieldauer

    75:04

  • Erscheinungsdatum

    08.11.2017

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