Nashville war für viele heute etablierte Country-Musiker das Karrieresprungbrett, und dies gilt auch für Rodney Crowell, der sich seine ersten Sporen als Produzent von Johnny Cashs Tochter Rosanne verdiente und sie schließlich auch ehelichte. Von Erfolg im Zuge einer Vetternwirtschaft kann in seinem Fall aber keine Rede sein.
Crowell ließ sich sowieso sehr lange Zeit, bis er in weiteren Hörerkreisen eigene Musik in Form eines Albums zur Diskussion stellte, doch dann regnete es Auszeichnungen auf ihn - weiterhin auch als Produzent für u.a. Emmylou Harris. Was das mit "Close Ties" zu tun hat? Nun ja, zumindest seine Ehefrau gastiert gemeinsam mit John Paul White im Song 'It Ain't Over Yet', doch Namedropping ist hier gar nicht nötig.
Die Scheibe ist nämlich eine famose Kompilierung sachter Eigenkompositionen ohne Country-Bezug darüber hinaus, dass sie akustisch mit Folk-Note vorgetragen werden. Crowell erweist sich als fesselnder Geschichtenerzähler der klassischen Singer-Songwriter-Schule, bloß dass Politik zugunsten persönlicher Texte außen vor bleibt.
Hinzu kommen sagenhaft schöne, bisweilen aber auch Kopfkino evozierende Arrangements, die etwa dem Roadmovie 'Reckless' oder dem düsteren 'I'm Tied To Ya', einem Duett mit Superstar Sheryl Crow, die Krone aufsetzen. Somit erzielt der Künstler potenziell Breitenwirkung, so die Geschäftstreibenden im Hintergrund in puncto Promo alles richtig machen.
FAZIT: Emotionale amerikanische Liedermacher-Scheibe mit geradezu kunstvoller Instrumentierung.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.06.2017
New West / PIAS
44:45
02.06.2017