Was das Projekt SHOVELS & ROPE fabriziert, lässt sich gewissermaßen als Country Noir bezeichnen - Southern Gothic, wie es das federführende Ehepaar selbst nennt. Michael Trent und Cary Ann Hearst aus Charleston im US-Bundesstaat South Carolina klingen oft so, wie man sich die fiebrige Schwüle des Südens der Vereinigten Staaten musikalisch umgesetzt vorstellt, und sind trotzdem nicht allzu vorhersehbar, geschweige denn klischeehaft.
Ihre Texte künden von allzu Zwischenmenschlichem, aber auch der Grausamkeit der Natur, die ihnen in ihrem Milieu näher zu stehen scheint als den vielen Städtern, die ungleich weniger authentische Musik an ihren Laptops zusammenstückeln. Das Paar macht oft Krach für zwei und agiert demnach alles andere als glatt, was schon der eröffnende Garagenrocker 'I Know' und später etwa der Stampfer 'Buffalo Nickel' beweisen.
Dem gegenüber steht die traumhafte Banjo-Nummer 'St. Anne's Parade' als Verschnaufpause (gleiches Schema: 'Mourning Song') vor klassischem Geschichtenerzähler-Kram ('The Last Hawk'), Beinahe-Power-Pop ('Invisible Man') und selbstverständlich immer ein wenig Blues.
Was SHOVELS & ROPE vor allem auszeichnet, ist der treffliche Gesang der beiden Protagonisten. Im Duett wirken die Texte noch einmal so eindringlich und aussagekräftig wie ohnehin schon, wobei der 'San Andreas Fault Line Blues' nachgerade zu Tränen rührt, wenn man zu nah am Wasser gebaut hat. In der Kürze liegt wie so oft auch hier die Würze, denn ein ausgesprochener Reiz von "Little Seeds" besteht darin, dass sich die Macher stets relativ knapp fassen.
FAZIT: Kompakte Songs, ungeheuer warm und nahbar produziert, mit zwei herzlichen Stimmen und echten Inhalten, denen man gern lauscht, weil SHOVELS & ROPE den musikalischen Mehrwert dazu bieten. Finstere Americana erster Klasse, das.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.01.2017
New West / PIAS / Rough Trade
46:12
04.11.2016