Selten hat ein Albumtitel den unbedarften Musik-Kenner von TÜNAY AKDENIZ dermaßen in die Irre geführt, denn „The Godfather Of Turkish Punk“ ist nicht wirklich Punk, sondern echte starker 70er-Jahre-Rock mit deutlich psychedelischer Schlagseite. Natürlich finden wir auch einige Punk- und Garage-Rock-Elemente auf dieser liebevoll von dem jungen Platten-Label Ironhand Records veröffentlichten Album, das nach dem großartigen türkischen Progressive-Rock-Sampler <a href="http://musikreviews.de/reviews/2017/Various-Artists/The-New-Generation-Of-Turkish-Psychedelic--Vol-I/" rel="nofollow">„The New Generation Of Turkish Psychedelic Vol. I“</a> nun mit dem zweiten Musik-Streich aufwartet: die historische Wiederveröffentlichung von Aufnahmen des in der Türkei wohl als Gottvater des Punk geltenden TÜNAY AKDENIZ mit <a href="https://www.youtube.com/watch?time_continue=1&v=VkEwg2wCB80" rel="nofollow">„The Godfather Of Turkish Punk“</a>.
Die auf der LP enthaltenen Titel stammen aus den Siebzigern, oder genauer aus den Jahren 1975 – 1978. Das Ungewöhnlichste an dieser hochinteressanten LP ist aber, dass die A-Seite sechs gesungene, chronologisch geordnete (zwei Titel aus dem Jahr 1975, zwei Titel aus 1976 und zwei Titel aus 1978) Songs enthält, während die B-Seite die Stücke als Instrumental-Versionen präsentiert. Außerdem ist die Aufnahmequalität für das Alter der einzelnen Titel, die mit <a href="https://www.youtube.com/watch?v=g6qmWpoofX0" rel="nofollow">„Salak“</a> - zu gut Deutsch: „Idiot“ – beginnen und mit <a href="https://www.youtube.com/watch?v=mKWTq12IifM" rel="nofollow">„Disi Denen Canli“</a> - oha, hier klingt die Übersetzung noch provokativer: „Die Kreatur mit dem Namen Weib“ – enden, sehr gut.
Natürlich werden viele den türkischen Punk-Gottvater in unseren Breiten sicher nicht kennen. Doch diese LP leistet diesbezüglich nicht nur musikalisch Abhilfe, sondern ist auch hochinformativ, denn ihr liegt ein vierseitiger LP-großer Einleger mit vielen Fotos, allen Texten und einer umfangreichen Biografie zu Tünay Akdeniz bei, jeweils in türkischer und englischer Sprache.
So erfahren wir nicht nur, dass Akdeniz Jahrgang 1949 ist, seine ersten Musik-Schritte mit einer Mandoline begannen und er seine erste Rock-Band 1962 gründete, sondern dürfen detailliert seine komplette musikalische Entwicklung verfolgen, die mit dem aussagekräftigen, zusammenfassenden Satz endet: „Keine Ahnung, wie oft Tünay Akdeniz die Ausrichtung seiner Musik änderte, auf jeden Fall ist er jedoch der letzte Punk, der aber in seinem Inneren immer ein ganz großer Rocker geblieben ist.“
Eine gelungene Beschreibung auch für die kunstvollen, nicht nur auf drei Akkorden beruhenden Rock-Songs, welche uns auf dem Album erwarten.
FAZIT: Kennt hier jemand den türkischen „The Godfather Of Punk“? Wir schon, dank des jungen, sich auf türkische Musik konzentrierenden Labels Ironhand Records. Sein Name ist TÜNAY AKDENIZ und er ist ein musikalischer Hans-Dampf-in-allen-Gassen, der in den 70er-Jahren mit einer wilden Mischung aus Punk- und Psyche-Rock hohe Anerkennung in der Türkei genoss. Hier nun sind seine wichtigsten Aufnahmen aus den Jahren 1975 bis 1978 – mit Gesang auf der A- und instrumental auf der B-Seite dieser LP. Legendär!
PS: Und wo das Album von Freunden guten Psyche- und Punk-Rocks gekauft wird, ist ja eigentlich klar, <a href="https://www.hhv.de/shop/de/artikel/tunay-akdeniz-the-godfather-of-turkish-punk-562017?p=jlQqup" rel="nofollow">genau hier mit einem Klick</a> und nicht bei...
Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.11.2017
Kenan Yavuz, Bülent Dokur
Tünay Akdeniz
Kenan Yavuz, Tünay Akdeniz
Tünay Akdeniz
Ironhand Records
48:32
24.11.2017